In der Nachlese zu unserem QQ-Impuls «Take Charge! Leadership auf dem Eishockeyfeld» erfährst Du, was entscheidend ist für schnelle und gute Entscheidungen. Daniel Stricker führte uns virtuell aufs Eisfeld und gab spannende Einblicke in seine Tätigkeit als Schiedsrichter.
Der Schiedsrichter begibt sich bei jedem Spiel sprichwörtlich auf dünnes Eis. Er ist mit einer Vielzahl von Herausforderungen bei seinen Entscheidungen konfrontiert:
- Eishockey ist die schnellste Mannschaftssportart der Welt.
- Jedes Spiel wird aus verschiedenen Kameraeinstellungen aufgezeichnet und auf diversen Kanälen – TV, Internet und weiteren neuen Medien – ausgestrahlt, d.h. der mediale Druck ist enorm.
- Alle Sportler und Coaches sind Profis – nur die Schiedsrichter nicht.
- Der Schiedsrichter muss sportlich aktiv sein und ist immer mittendrin – das Körperspiel erschwert die Wahrnehmung und den Entscheidungsprozess.
- Das Regelwerk umfasst über 200 Regeln mit zusätzlichen Weisungen.
- Spitzensport ist ein Millionengeschäft, weshalb der Druck immer weiter zunimmt.
- Der Schiedsrichter wird oft für die Gesundheit der Spieler verantwortlich gemacht.
- Und zu guter Letzt: Der Schiedsrichter muss Entscheidungen zu Sachverhalten treffen, die alle anderen vermeintlich besser wissen!
Entscheiden – jetzt!
Entscheidungen unter Druck zu fällen, ist nicht einfach. Auf Schlittschuhen inmitten eines Wettkampfs einer Vollkontaktsportart wird die Entscheidungsfindung noch viel schwieriger. Mit all den oben erwähnten Herausforderungen ist dies fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch treffen die Schiedsrichter Spiel für Spiel ihre Entscheidungen. Im Wissen, dass die Null-Fehler-Toleranz schlicht und einfach nicht zu erfüllen ist, denn Menschen machen Fehler. Und unter Druck in der Regel noch viel mehr!
Schiedsrichter sind ständig unter Hochspannung und wissen, dass sie unpopuläre Entscheidungen treffen und Fehler machen werden.
Stärker dank wichtiger Erkenntnisse
Der Dank dafür? Sie werden ausgepfiffen oder manchmal gar angegangen. Wie kann man all dem entgegentreten? Wie kann man trotzdem gute Entscheidungen treffen? Daniel Stricker hat uns aufgezeigt, was ihn stärker gemacht hat, um seine Entscheidungen treffen zu können.
Seine erste Erkenntnis ist: Keine Entscheidung ist auch eine
Entscheidung! Aber diese ist in der Regel die schlechteste von allen. Deshalb: Entscheide
müssen schnell gemacht werden und bestmöglich. Dabei musst Du Dir
im Klaren sein, dass egal wie viel Erfahrung Du hast, egal wie viele
Entscheide Du schon getroffen hast, Fehler passieren. Die einzigen, die (vermeintlich)
keine Fehler machen, sind die Zuschauer. Das ist eine weitere Erkenntnis.
Wichtig ist, den Fehler einzugestehen, damit Du Dich wieder nach vorne fokussieren kannst. Zudem können Fehler auch Chancen sein! Wenn jemand beispielsweise bei einem Unternehmen reklamiert und das Problem gut gelöst wird, sich die Person verstanden und betreut fühlt, kann es durchaus sein, dass man einen überzeugten, treuen Kunden gewonnen hat.
«Die Flughöhe ist entscheidend», weiss Daniel. Man verliert sich schnell und gerne im sogenannten Micromanagement, bei dem man keinen Blick aufs «Ganze» hat. Deshalb solltest Du darauf achten, eine Balance zu finden: Lege Wert auf Details, aber verliere Dich nicht in den Details.
Setze Fehler deshalb auch immer in Relation. Meist ist es gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick scheint. Mit dem Blick aufs «Ganze» fällt Dir dies leichter. Du bist dann besser in der Lage, Fehler «abschütteln» zu können und Dich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren.
Des Team ist essenziell! Man kann die Erfolge zusammen feiern, und erlebt auch die Misserfolge gemeinsam. Diese Erlebnisse und Emotionen stärken den Zusammenhalt!
Eine gute Führungsperson muss nicht alles wissen und können. Eine gute Führungsperson ist wie ein guter Coach. Der ist zwar nicht der beste Spieler auf dem Feld, aber er weiss genau, wer in welcher Position am besten spielt und wer mit wem im Team am besten funktioniert. Beim Team macht demzufolge die Mischung den Erfolg aus. Dabei muss der Coach sein Team spüren und die jeweilige Tagesform mitberücksichtigen.
Das heisst, eine gute Führungsperson kennt die Stärken und Schwächen seines Teams und kann situativ auf Personen eingehen. Die Aktivierung der einzelnen Team-Mitglieder ist dabei ein wichtiger Punkt, damit alle konzentriert bei der Sache sind. Dies kann mit direktem Blickkontakt oder durch eine direkte Ansprache bei einer allfälligen Ablenkung erreicht werden. Weiter kann die Aktivierung durch den direkten Miteinbezug gefördert werden. Die Aktivierung ist ein mächtiges Hilfsmittel, mit dem der Coach oder die Führungsperson Wertschätzung vermitteln kann.
Immer mit dem Spiegel vor dem eigenen Gesicht
Das sind viele interessante Erkenntnisse. Doch wie kann ich kontrollieren, ob ich auf dem richtigen Weg bin? Für Stricker ist die Analyse nach dem Spiel ist ein sehr wichtiges Tool: Wenn er das Spiel nochmals Revue passieren lässt oder sich die Aufzeichnung anschaut, hinterfragt er sich jedes Mal, was er noch besser hätte machen können. «Versuche nicht, Fehler zu vermeiden, sondern lerne daraus und entwickle Dich laufend weiter!» lautet sein Tipp, damit Du auch unter Stress besonnen Entscheide treffen kannst.
Die 6 Key-Points
Nachfolgend findest Du die 6 Key-Points von Daniel Stricker aus seiner langjährigen Praxis als Schiedsrichter, um Konfliktsituationen erfolgreich zu meistern:
- Sei Du selbst!
Du bist gut, so wie Du bist. Versuche nicht, jemanden zu kopieren. - Sei ehrlich!
Unehrlichkeit rächt sich mit fehlendem Vertrauen. Der Spruch: «Lügen haben kurze Beine» trifft voll ins Schwarze. - Behandle andere so, wie Du von
ihnen behandelt werden möchtest!
Fairness ist zwar in aller Munde, wird aber vielfach leider nicht gelebt. - Halte Dich ans Pareto-Prinzip
(80/20)
Das 80/20-Prinzip hilft, sich nicht in Details zu verlieren. Perfektion ist oft die Gegnerin des Guten. - Alles im Verhältnis betrachten
Versuche, in Lösungen zu denken. Setze Probleme ins Verhältnis: Wie schwerwiegend ist das, was Dich gerade jetzt nervt, im Vergleich zu den Zielen, die Dein Team hat? - «You cannot not communicate»
Nichts sagen, sagt auch etwas aus. Die non-verbale Kommunikation sagt vielfach mehr aus als gesprochene Worte.
Das kann man nicht von heute auf morgen. Kritische Gespräche und Entscheidungssituationen können trainiert werden. Ein einfaches Tool ist der Spiegel oder die Aufnahme eines Gesprächs. Heikle Situationen gezielt in Gruppen zu üben, hilft ebenfalls, im «Notfall» besser zu reagieren. In Stresssituationen ist Unwichtiges von Wichtigem unbedingt zu trennen, um von der emotionalen Ebene auf die Sachebene zu wechseln. Man schält sich dabei von Schicht zu Schicht, um auf diese Weise zu dem Punkt zu gelangen, um den es sich eigentlich dreht.
Das Positive bei Entscheidungen im Geschäftsleben: Im Unternehmen hat man in der Regel keine Zuschauer, die einen auspfeifen. 😉
Zusammengefasst kann man sagen: Erfolg in der Führung
erreicht man, indem man Fehler macht und diese eingesteht, indem man weiss, wo
man selbst Schwächen hat und an diesen Punkten gezielt andere Menschen
involviert, durch Learning by doing und immer wieder durch Selbstreflexion – und
dabei stets am Ball bzw. Puck bleiben! So lässt sich die ein oder andere Kuh
vom Eis holen.
Datenvisualisierung
Video QQ-Impuls
Wir haben Dir den gesamten QQ-Impuls aufgezeichnet, so dass Du Dich auch im Nachhinein über dieses interessante Thema informieren kannst.
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Text: Anja Zell