19.03.2024

Sind Unternehmensentwickler die neuen Qualitätsmanager?


Nachlese QQ-Impuls

QQ-Impuls Unternehmensentwicklung

Sind Un­ter­neh­mens­ent­wick­ler qua­si der Er­satz für die «klas­si­schen» Qua­li­täts­ma­na­ger? Und küm­mern sie sich im Um­kehr­schluss auch um Au­dits und Zer­ti­fi­zie­run­gen? Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen und ei­nen au­then­ti­schen Ein­blick in sei­nen per­sön­li­chen Ar­beits­all­tag gab uns Ced­ric Ru­tis­hau­ser, der als Lei­ter Un­ter­neh­mens­ent­wick­lung bei der Fir­ma IN­FORS HT ar­bei­tet und bei der Ge­stal­tung sei­ner Rol­le an Qua­li­täts­fra­gen nicht vor­bei­kommt.

Culture eats Quality for breakfast

Bei sei­ner Ar­beit ist Ced­ric auf das rich­ti­ge Mind­set der Un­ter­neh­mens­füh­rung an­ge­wie­sen. Nur wenn das The­ma Qua­li­tät ent­spre­chend von der Füh­rung ge­wich­tet wird, tra­gen sei­ne Be­mü­hun­gen, über die er in die­sem QQ-Im­puls spricht, auch Früch­te. Ced­ric ist Ex­per­te für Pro­zess­op­ti­mie­rung. Er weiss, wie man Work­shops ge­stal­tet und mo­de­riert und wie es ge­lingt, be­reichs­über­grei­fen­de Zu­sam­men­ar­beit zu för­dern. Mit klas­si­schem Qua­li­täts­ma­nage­ment hat er we­ni­ger Er­fah­rung. Bei IN­FORS HT, ei­nem Ma­schi­nen­bau­er mit 300 Mit­ar­bei­ten­den, an­säs­sig im Ba­sel­biet, wur­de er als Un­ter­neh­mens­ent­wick­ler an­ge­stellt, um die kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­rung wei­ter­zu­ent­wickeln, da­für zu sor­gen, dass Ver­bes­se­rung ge­lebt wird und die Mög­lich­kei­ten der Di­gi­ta­li­sie­rung ge­nutzt wer­den.

Die Qualitätsreise bei INFORS HT

Vor knapp 3 Jah­ren wur­de die QM-Ab­tei­lung, die bis da­hin aus 3-4 Mit­ar­bei­ten­den be­stand, auf­ge­löst. Gleich­zei­tig wur­de die Funk­ti­on des Un­ter­neh­mens­ent­wick­lers ge­schaf­fen. Ziel war es, die bis da­hin be­stehen­den Qua­li­täts­struk­tu­ren zu über­prü­fen und so zu or­ga­ni­sie­ren, dass Be­trof­fe­ne zu Be­tei­lig­ten ge­macht wer­den, Ver­ant­wort­lich­kei­ten da­hin zu lei­ten, wo auch ent­spre­chen­de Kom­pe­ten­zen und Fä­hig­kei­ten vor­han­den sind und ei­ne le­ben­di­ge Ver­bes­se­rungs- und In­no­va­ti­ons­kul­tur zu för­dern. Nach­dem in den letz­ten Jah­ren mit Ein­be­zug der Mit­ar­bei­ten­den er­ar­bei­tet wur­de, wie Pro­zes­se und Ver­ant­wort­lich­kei­ten zu­künf­tig or­ga­ni­siert wer­den sol­len, wird die IN­FORS HT dem­nächst zu­sätz­lich zum Un­ter­neh­mens­ent­wick­ler noch ei­nen Qua­li­täts­ma­na­ger ein­stel­len. Wie sich der Weg von der Auf­lö­sung der QM-Ab­tei­lung bis zur Neu­ge­stal­tung der QM-Or­ga­ni­sa­ti­on ge­stal­te­te und was Ced­ric da­bei ge­lernt hat, zeig­te er uns in un­se­rem QQ-Im­puls.

Kernbotschaften

Ced­ric geht auf die­se fünf Kern­bot­schaf­ten ein:


Auf Sei­te der Men­schen
1. Qua­li­tät ist die Auf­ga­be al­ler.
2. Qua­li­tät kann nicht hin­ein kon­trol­liert wer­den.
3. Qua­li­tät er­setzt die müh­sa­men Auf­ga­ben der Li­nie nicht.


Auf Sei­te der Fir­ma
4. Qua­li­tät ist ei­ne Mi­schung aus zen­tral und de­zen­tral.
5. Qua­li­tät ist die lo­gi­sche Fol­ge von Pro­zes­sen.

Qua­li­tät ist die Auf­ga­be al­ler.

Um das Be­wusst­sein für Qua­li­tät zu schär­fen, wur­de in Work­shops er­ar­bei­tet, was die Un­ter­neh­mens­wer­te be­zo­gen auf Qua­li­tät kon­kret be­deu­ten. Qua­li­tät ge­hört zu­sam­men mit Per­for­mance, In­klu­si­on und Wachs­tum zu den wich­tig­sten Wer­ten des Un­ter­neh­mens. Die Work­shops ha­ben sich sehr be­währt. Die Mit­ar­bei­ten­den ver­schie­de­ner Ab­tei­lun­gen lern­ten sich bes­ser ken­nen und kön­nen nun die Pro­ble­me der an­de­ren Ab­tei­lun­gen bes­ser ver­ste­hen. In den Work­shops wur­de auch ver­mit­telt, dass Qua­li­tät nicht nur an der Per­for­mance vom Pro­dukt ge­mes­sen wird. Qua­li­tät be­inhal­tet auch, die Kun­den­sicht ein­zu­neh­men und die Pro­zes­se ge­mein­sam zu ver­bes­sern.


Fa­zit: Es lohnt sich, per­sön­lich in Kon­takt zu tre­ten, an­statt nur über Mail, Te­le­fon, For­mu­la­re, Check­li­sten und Tools zu kom­mu­ni­zie­ren.

Qualität kann nicht «hineinkontrolliert» werden

Qua­li­tät ist ei­ne Fra­ge der in­ne­ren Ein­stel­lung AL­LER Mit­ar­bei­ten­der. Mehr Kon­trol­len in der Pro­duk­ti­on sind aus Sicht von Ced­ric dar­um nicht ziel­füh­rend. Wenn je­de ein­zel­ne Ab­tei­lung zum Zeit­punkt X, wenn das ISO-Au­dit statt­fin­det, al­les per­fekt do­ku­men­tiert und um­ge­setzt hat, dann ist das et­wa so, wie wenn ein 8jäh­ri­ger beim Ma­the-Test al­le Re­chen­auf­ga­ben rich­tig macht, aber dann beim Ein­kauf an der Kas­se nicht be­ur­tei­len kann, ob sein Wech­sel­geld stimmt. Mehr Kon­trol­len sind al­so kei­ne Ga­ran­tie für gu­te Pro­dukt­qua­li­tät. Es geht viel­mehr dar­um, ein Be­wusst­sein für Qua­li­tät zu schaf­fen und den Leu­ten zu zei­gen, was das für ih­ren Ar­beits­all­tag be­deu­tet.

Ced­ric fin­det, es muss nicht im­mer al­les do­ku­men­tiert und ver­sio­niert sein. Die Ab­tei­lun­gen soll­ten sich bei der Do­ku­men­ta­ti­on auf die drei wich­tig­sten Ar­beits­schrit­te be­schrän­ken, und nur die­se Do­ku­men­ta­tio­nen wer­den zen­tral ab­ge­legt. Die Ver­ant­wor­tung für die­se Prio­ri­sie­rung wur­de an die Ab­tei­lun­gen ab­ge­ge­ben, da die­se bes­ser wis­sen, was sie wirk­lich brau­chen.


Wenn die in­ne­re Ein­stel­lung zu Qua­li­tät stimmt, dann ist zum Bei­spiel ein 4-Au­gen-Prin­zip viel­fach völ­lig aus­rei­chend und kann man­ches Do­ku­men­ta­ti­ons­de­tail er­set­zen, wenn es kon­se­quent an­ge­wen­det wird. Hier hat Ced­ric ei­ne in­ter­es­san­te Er­fah­rung ge­macht: Es gibt vie­le Mit­ar­bei­ten­de, die glau­ben, dass die ISO-Norm ver­langt, es müs­se al­les bis ins De­tail do­ku­men­tiert sein, oh­ne dass sie je­mals die ISO-Norm ge­le­sen ha­ben. Wäh­rend sei­ner Ar­beit mit den Teams hat­te Ced­ric dar­um oft die Norm bei sich und wenn er hör­te «Die Norm ver­langt das», zog er sie her­vor und sag­te: «Zeig mir, wo das steht, ich ha­be es nicht ge­fun­den.»

Qualität ist kein Mülleimer für Unliebsames

Bei IN­FORS HT war die ehe­ma­li­ge Q-Ab­tei­lung ei­ne be­lieb­te An­lauf­sta­ti­on, um un­lieb­sa­me Auf­ga­ben los­zu­wer­den. Es war be­quem al­les dort ab­zu­la­den, wie zum Bei­spiel die Ver­ant­wor­tung und Frei­ga­be für neue Ver­sio­nen von Do­ku­men­ten. Die­se Auf­ga­ben wer­den nun in die Teams zu­rück­ge­spielt. Ced­ric un­ter­stützt die Pro­zess­ver­ant­wort­li­chen und ih­re Teams mit Me­tho­den, nimmt ih­nen die Ar­beit je­doch nicht ab. Ei­ne Än­de­rung muss von der Per­son frei­ge­ge­ben wer­den, die auch kom­pe­tent da­für ist. Für die Teams der IN­FORS HT war das an­fangs sehr un­ge­wohnt und sorg­te teil­wei­se für Ver­un­si­che­rung. Um an­fäng­li­chen Wi­der­stän­den und Ir­ri­ta­tio­nen stand­hal­ten zu kön­nen, brauch­te es ein­mal mehr den Rück­halt des Ma­nage­ments.

Die Aufgaben des Qualitätsmanagements werden nun auf mehrere Orte verteilt:

A: Qua­li­täts­auf­ga­ben in der Li­nie

Auch hier wur­den die Pro­zes­se und Auf­ga­ben in Work­shops ge­mein­sam vi­sua­li­siert und Zu­stän­dig­kei­ten ge­klärt. Ein­zel­ne Mit­ar­bei­ten­de wur­den in Q-The­men ge­schult und er­hiel­ten die Ver­ant­wor­tung für ih­re Qua­li­täts­the­men.


B: Qua­li­täts­ma­nage­ment­sy­stem in der Un­ter­neh­mens­ent­wick­lung


C: Qua­li­täts­si­che­rung & Qua­li­täts­ent­wick­lung bei ei­ner Q-Fach­per­son, die neu ein­ge­stellt wird.

Hier eine Aufstellung der Aufgaben und wo sie angesiedelt sind:

Die Gra­fik wird grös­ser wenn Du sie an­klickst.

Qualität ist eine Mischung aus zentral und dezentral

Die Mit­ar­bei­ten­den aus der Li­nie bei IN­FORS HT, die Q-Auf­ga­ben über­nom­men ha­ben, könn­ten künf­tig zum Hö­hen­flug an­set­zen. Bei frü­he­ren Ar­beit­ge­bern hat Ced­ric mit Q-Sa­tel­li­ten-Mo­del­len gu­te Er­fah­run­gen ge­macht. Das sind Mit­ar­bei­ten­de, die sich ne­ben ih­rer Haupt­auf­ga­be in der Pro­duk­ti­on und in an­de­ren Ab­tei­lun­gen in ei­nem Teil­pen­sum mit Q-The­men be­fasst ha­ben und mit de­nen die Un­ter­neh­mens­ent­wick­lung ei­nen re­gen Aus­tausch pfleg­te. Dies könn­te ein An­reiz sein, den ei­ge­nen Job in­ter­es­san­ter und ab­wechs­lungs­rei­cher zu ge­stal­ten.

Qualität ist die Folge von stimmigen Prozessen

Ge­mein­sam mit den Teams wur­den die Kern­pro­zes­se de­fi­niert. Die Pro­zess­eig­ner sind im Lead und be­fül­len das Ma­nage­ment­sy­stem auch gleich selbst. Frü­her muss­te die Q-Ab­tei­lung je­de Än­de­rung ab­seg­nen. Heu­te hat die Li­nie mehr Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz.


Gu­te Zu­sam­men­ar­beit führt zu ver­bes­ser­ten Pro­zes­sen das wie­der­um führt zu gu­ter Qua­li­tät.

Re­fle­xi­on zum Schluss

Sind Un­ter­neh­mens­ent­wick­ler jetzt al­so die neu­en Qua­li­täts­ma­na­ger? Die­se Fra­ge lässt sich nicht mit «Ja» oder «Nein» be­ant­wor­ten. Je nach Un­ter­neh­men und Per­so­nen wer­den die­se Funk­tio­nen sehr un­ter­schied­lich ge­lebt. Es gibt Über­lap­pun­gen zwi­schen Qua­li­tät und Un­ter­neh­mens­ent­wick­lung, aber letzt­lich muss man die ge­sam­te Or­ga­ni­sa­ti­on an­schau­en und sich fra­gen, wel­che Auf­ga­ben wo und von wem am be­sten er­le­digt wer­den kön­nen, was die Teams von­ein­an­der wis­sen und wie die ein­zel­nen Stel­len und Ab­tei­lun­gen zu­sam­men­ar­bei­ten müs­sen. Zu­sam­men­ar­beit ist das A und O, um Pro­zes­se vor­an­zu­brin­gen. Und manch­mal mag es hilf­reich sein, dass je­mand mit we­nig Qua­li­täts­wis­sen vie­le «dum­me» Fra­gen stellt, um blin­de Flecken und ein­ge­ro­ste­te Rou­ti­nen auf­zu­decken.


Die an­fäng­li­che Fra­ge könn­te üb­ri­gens auch um­ge­dreht wer­den: Sind Qua­li­täts­leu­te am En­de die neu­en Un­ter­neh­mens­ent­wick­ler? Ein span­nen­der Per­spek­ti­ven­wech­sel.

Wenn Du die Power­Point-Prä­sen­ta­ti­on down­loa­den möch­test, dann klicke hier auf die­sen Link. Wei­te­re QQ-Im­pul­se fin­dest Du je­weils auf un­se­rer Web­sei­te bei den Events.


Ha­ben wir Dich neu­gie­rig ge­macht? Möch­test Du noch mehr wis­sen? Nach­fol­gend ha­ben wir ein paar Wei­ter­bil­dun­gen für Dich zu­sam­men­ge­stellt:

Mehr Know-how zum Thema Unternehmensentwicklung

Newsletter

Bleibe up to date mit dem
SAQ-QUALICON-Newsletter