26.06.2024

Von der Powerfrau, die ÜBERALL Lean Six Sigma Spirit verbreitet – ausser auf der Skipiste


Síle Fal­lah ar­bei­tet als Con­ti­nuous Im­pro­ve­ment Pro­ject Ma­na­ger in der Me­di­zin­tech­nik­bran­che bei Bio-Rad La­bo­ra­to­ries AG. Ih­re lang­jäh­ri­ge Er­fah­rung mit Le­an und Six Sig­ma Pro­jek­ten und ih­re Pas­si­on da­für, den nicht­wert­schöp­fen­den Ak­ti­vi­tä­ten zu Lei­be zu rücken, teilt sie als Do­zen­tin mit un­se­ren Teil­neh­men­den in un­se­ren Le­an Six Sig­ma-Kur­sen. Wir ha­ben mit Síle über ih­ren Ar­beits­all­tag ge­spro­chen und woll­ten wis­sen, wie sich ih­re Ver­bes­se­rungs­lei­den­schaft im Pri­vat­le­ben aus­wirkt.


Sí­le, Du bist Con­ti­nuous Im­pro­ve­ment Of­fi­cer bei Bio-Rad La­bo­ra­to­ries in Cres­sier. Wie wird man Con­ti­nuous Im­pro­ve­ment Pro­ject Ma­na­ger?


  • Es gibt si­cher­lich meh­re­re We­ge zu die­ser Lauf­bahn. In mei­nem Fall hing es da­mit zu­sam­men, dass ich schon im­mer ei­ne Lei­den­schaft für die Be­sei­ti­gung nicht­wert­schöp­fen­der Ak­ti­vi­tä­ten hat­te. Ich bin in Ir­land auf­ge­wach­sen und ha­be Be­triebs­wirt­schafts­leh­re und Fremd­spra­chen stu­diert. Ich ha­be in Deutsch­land, Frank­reich, Ir­land und Bra­si­li­en haupt­säch­lich im kauf­män­ni­schen Be­reich und in der Er­wach­se­nen­aus­bil­dung ge­ar­bei­tet. 2012 such­te ich ei­ne neue Her­aus­for­de­rung und ent­schied mich für ei­nen  Le­an Six Sig­ma Green Belt-Kurs und die Lei­tung ei­nes Ver­bes­se­rungs­pro­jek­tes. Seit­dem gab es kein Zu­rück mehr für mich! Mei­ne Au­gen wa­ren of­fen und ich woll­te nur noch mei­ne Kennt­nis­se in die­sem Be­reich ver­tie­fen und um­set­zen, um Pro­zes­se zu ver­ein­fa­chen, Zeit zu ge­win­nen, die Qua­li­tät zu ver­bes­sern, Mit­ar­bei­ter, Kun­den und Lie­fe­ran­ten zu­frie­de­ner zu ma­chen und gleich­zei­tig auch Ko­sten für mei­ne Ar­beit­ge­ber zu spa­ren. 2015 ha­be ich ei­nen gros­sen Sprung in die Me­di­zin­tech­nik­bran­che ge­macht und 2017 ha­be ich mich als Le­an Six Sig­ma Black Belt zer­ti­fi­zie­ren las­sen. Seit­dem un­ter­rich­te ich sel­ber Le­an Six Sig­ma-Kur­se, coa­che in­ter­ne Mit­ar­bei­ter, die Pro­jek­te und A3-In­itia­ti­ven lei­ten, füh­re Ver­bes­se­rungs­pro­jek­te oder Kai­zen-Events und bin ver­ant­wort­lich für die För­de­rung ei­ner fir­men­wei­ten Kul­tur der kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­bes­se­rung. 

Wo­mög­lich gibt es in Dei­nem Job kei­nen «ty­pi­schen» Ar­beits­tag, weil je­der Tag völ­lig an­ders aus­sieht. Wenn Du ei­nen Ar­beits­tag bei­spiel­haft be­schrei­ben wür­dest, wie sieht so ein Tag aus?


  • Mei­ne er­ste Prio­ri­tät am Mor­gen ist es, si­cher­zu­stel­len, dass die Lo­gi­stik für mei­ne 3 Kin­der gut or­ga­ni­siert ist und dass sie recht­zei­tig in die Schu­le und zum Sport kom­men! Dann ge­he ich zur Ar­beit und ab dann geht die Zeit im Nu. Ich neh­me an ei­nem Gemba Walk durch die Pro­duk­ti­on teil, um ei­nen As­pekt der Ar­beit bes­ser zu ver­ste­hen, wie zum Bei­spiel ei­nen Pro­zess, der sehr zeit­auf­wen­dig ist oder viel Aus­schuss hat, ich lei­te ei­ne Schu­lung, ich tref­fe ei­ne Mit­ar­bei­te­rin für ei­ne Coa­ching-Stun­de, ich wer­de ge­fragt, bei der Ur­sa­chen­ana­ly­se ei­ner CA­PA aus­zu­hel­fen, ich be­wer­te neue Ver­bes­se­rungs­ide­en der Mit­ar­bei­ter und ver­tei­le klei­ne Prei­se für de­ren Im­ple­men­tie­rung, ich ent­wick­le mit ei­nem Team neue In­di­ka­to­ren, um ei­nen Pro­zess zu mes­sen, ich ani­mie­re ei­ne Sit­zung zwi­schen ver­schie­de­nen Ab­tei­lun­gen und zeich­ne auf ei­ner Wand­ta­fel oder live in Vi­sio ei­ne Pro­zess­dar­stel­lung, um ei­ne punk­tu­ell heik­le Pro­ble­ma­tik zu ver­ste­hen und ver­su­che, die Teil­neh­mer da­zu zu brin­gen, Ge­gen­mass­nah­men zu den Grundur­sa­chen des Pro­blems zu fin­den. Dann kom­men ein paar On­line-Sit­zun­gen mit Kol­le­gen aus an­de­ren Stand­or­ten da­zu und plötz­lich ist der Ar­beits­tag schon vor­bei!

Was muss ge­sche­hen, da­mit Du nach ei­nem Ar­beits­tag be­son­ders zu­frie­den und glück­lich nach Hau­se gehst?


  • Ei­ne spon­ta­ne Be­geg­nung mit ei­nem ehe­ma­li­gen eher skep­ti­schen Schu­lungs­teil­neh­mer, der sich bei mir be­dankt, weil ich ihn in­spi­riert hat­te, die Sa­chen an­ders zu se­hen und ihm zu ei­ner Lö­sung ver­hol­fen hat­te. Das fin­de ich sehr be­rei­chernd und ge­he mit dem Ge­fühl nach Hau­se, dass die Ar­beit, die ich ma­che, ei­ne po­si­ti­ve Wir­kung auf die An­de­ren hat.  



In Dei­nem Lin­ke­dIn Pro­fil steht, Du bist ver­ant­wort­lich, ei­ne Kul­tur von Le­an Six Sig­ma und Ope­ra­tio­nal Ex­cel­lence im Un­ter­neh­men zu för­dern. Wie ge­nau machst Du das?


  • Durch ver­schie­de­ne Tech­ni­ken und Tools wie Schu­lun­gen, ein Mit­ar­bei­ter­ide­enan­er­ken­nungs­pro­gramm, Gemba Walks. Oder durch vi­su­el­les Ma­nage­ment: Ei­ne In­di­ka­to­ren­ta­fel, A3-Po­ster, DMAIC-Po­ster ma­chen Pro­ble­me und Ver­bes­se­run­gen sicht­bar.  Ich ver­fas­se Bei­trä­ge für den mo­nat­li­chen in­ter­nen News­let­ter und in­for­mie­re bei Town­hall-Sit­zun­gen über die neu­sten Zer­ti­fi­zie­run­gen der Mit­ar­bei­ter und ge­lun­ge­ne Pro­jek­te. Ich ver­su­che, die Ab­tei­lungs­lei­ter da­von zu über­zeu­gen, dass die be­wer­te­ten Jah­res­zie­le Ih­rer Mit­ar­bei­ter eben­falls in­di­vi­du­el­le Zie­le für den Bei­trag an der Ver­bes­se­rungs­kul­tur des Un­ter­neh­mens ha­ben sol­len. Ich hal­te Prä­sen­ta­tio­nen über die Er­fol­ge und Er­geb­nis­se der Ver­bes­se­rungs­pro­gram­me bei stra­te­gisch wich­ti­gen Sit­zun­gen. Aber wich­ti­ger als al­les: man muss sich Zeit für die Mit­ar­bei­ter neh­men, be­reit sein, mit ih­nen die Ar­beit an­zu­packen und Ihr Ver­trau­en ge­win­nen. Ei­ni­ge Mit­ar­bei­ter ha­ben Angst vor Än­de­run­gen und se­hen Rol­len wie mei­ne als ei­ne Be­dro­hung für Ih­re be­que­me lang­jäh­ri­ge Rou­ti­ne. Wenn das Ver­trau­en be­steht und die Mit­ar­bei­ter Freu­de ha­ben, in ei­nem Um­feld zu ar­bei­ten, wo Ih­re Ide­en ernst ge­nom­men und an­er­kannt wer­den, und sie we­ni­ger Angst vor Än­de­run­gen ha­ben, kann die Kul­tur ge­dei­hen.


An wel­chen The­men oder Pro­jek­ten ar­bei­test Du zur Zeit bei Bio-Rad La­bo­ra­to­ries?


  • Ich ar­bei­te der­zeit an zwei kom­plett un­ter­schied­li­chen Pro­jek­ten: Mit der Mar­ke­ting-Ab­tei­lung bin ich dar­an, Ih­ren glo­ba­len Kam­pa­gnen-Pro­zess zu op­ti­mie­ren. Den Ein­kauf und die Fi­nanz-Ab­tei­lung un­ter­stüt­ze ich da­bei, den Pro­zess für die Be­zah­lung der Lie­fe­ran­ten­rech­nun­gen zu ver­ein­fa­chen.



Du bist Pro­fi für Ver­bes­se­run­gen. Wie macht sich das in Dei­nem Pri­vat­le­ben, zum Bei­spiel im Haus­halt, be­merk­bar? Ver­bes­serst Du da auch dau­ernd und wenn ja, was hast Du zu­letzt ver­bes­sert?


  • Es stimmt, dass man vie­le die­ser Le­an Six Sig­ma Stra­te­gi­en, zum Bei­spiel 5S, im Pri­vat­le­ben gut um­set­zen kann! Ja, ich muss zu­ge­ste­hen, dass ich die Le­gos mei­ner Kin­der nach Far­be und in be­schrif­te­ten pas­sen­den far­bi­gen Be­häl­ter sor­tiert ha­be! In der Kü­che, im Ba­de­zim­mer und im Klei­der­schrank hat al­les sei­nen de­fi­nier­ten be­schrif­te­ten Platz. Frü­her - als die Kin­der klein wa­ren - hat­te ich ei­ne vi­su­el­le ma­gne­ti­sche Ta­fel mit all Ih­ren wö­chent­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten mit ver­schieb­ba­ren Ma­gne­ten zu­sam­men­ge­stellt. Sie hat­ten Spass dar­an und be­ka­men schnell den Über­blick über Ih­ren Schul­plan, Trai­nings, Be­treu­er oder Mit­tags­tisch! An­de­rer­seits muss ich zu­ge­ben, dass auch ich mei­ne klei­nen Bau­stel­len ha­be, die schnell ver­steckt wer­den müs­sen, wenn Be­such kommt. Wir sind ja al­le nur mensch­lich, oder!?


Du ver­fügst über vie­le Fä­hig­kei­ten, die man in die­ser Kon­stel­la­ti­on sel­ten fin­det: Du kannst rich­tig gut ana­ly­sie­ren und bist Ex­per­tin für Zah­len, Da­ten und Sta­ti­stik und gleich­zei­tig bist Du kom­mu­ni­ka­tiv sehr stark und kannst Men­schen be­gei­stern. Wenn man die lan­ge Li­ste Dei­ner Kennt­nis­se im Lin­ke­dIn-Pro­fil durch­scrollt, kommt man ganz schön ins Stau­nen: Le­an Six Sig­ma, Pro­jekt­ma­nage­ment, CRM, Power BI, ISO 13485, Busi­ness Stra­te­gy, Ana­ly­sis, Cross-func­tio­n­al Team Lea­dership, Trai­ning…. Und Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch sprichst Du selbst­ver­ständ­lich flies­send! Gibt es et­was, das Du nicht kannst???


  • Ski­fah­ren!!



Ne­ben Dei­ner Tä­tig­keit bei Bio-Rad La­bo­ra­to­ries ar­bei­test Du auch als Do­zen­tin für uns. War­um?


  • Ob­wohl ich mehr als ge­nug bei mei­nem ak­tu­el­len Ar­beit­ge­ber zu tun ha­be, macht es mir trotz­dem Spass, Schu­lungs­teil­neh­mer aus an­de­ren Bran­chen ken­nen­zu­ler­nen und mei­ne Kennt­nis­se und Er­fah­run­gen mit Ih­nen zu tei­len. Ich ler­ne bei je­der Schu­lung auch et­was Neu­es und es mo­ti­viert mich auch da­zu, mei­ne ei­ge­nen Kennt­nis­se auf­zu­fri­schen.



Falls Du über­haupt noch Frei­zeit hast, was machst Du da gern?


  • Mei­ne 3 Kin­der sind Spit­zen­sport­ler und ich ver­brin­ge fast je­des Wo­chen­en­de an ei­nem Tur­nier oder Match mit ih­nen. Manch­mal in ei­ner an­de­ren Ecke der Schweiz oder so­gar im Aus­land. Für mich ist es wie ein Mi­ni-Ur­laub mit ei­ner Über­nach­tung im Ho­tel, aus­wärts es­sen, ei­ne neue Stadt ent­decken, die an­de­ren El­tern der Sport­ler ken­nen­ler­nen, aber vor al­lem die­se tol­le Ge­le­gen­heit, Zeit mit sei­nem Kind (oh­ne Bild­schirm!) zu ver­brin­gen und es durch die ver­schie­de­nen Emo­tio­nen der Hö­he­punk­te und Tief­punk­te des Sport­ler­le­bens zu be­glei­ten. Das sind Mo­men­te, die uns nä­her­brin­gen und in Er­in­ne­rung blei­ben wer­den. Wenn ich wirk­lich Ur­laub von al­le­dem ha­be, bin ich ger­ne draus­sen in der Na­tur in der Son­ne und spie­le Ten­nis, ma­che Tanz­fit­ness, spa­zie­re, le­se zum Ab­schal­ten ei­nen gu­ten Ro­man oder trin­ke ein Glas Wein und quat­sche mit Freun­den.

Wen be­wun­derst Du und war­um?


  • Mi­chel­le Oba­ma. Ih­re ehr­li­che und bo­den­stän­di­ge Er­zäh­lung in ih­rer Au­to­bio­gra­phie über die täg­li­che Her­aus­for­de­rung, Be­ruf und Fa­mi­lie zu ver­ein­ba­ren, hat mich in­spi­riert. Mi­chel­le wuchs in ein­fa­chen Ver­hält­nis­sen in den USA der 60er/70er Jah­re in ei­ner von Ras­sis­mus ge­präg­ten Zeit auf. Sie stu­dier­te So­zio­lo­gie und Ju­ra an der Har­vard Uni­ver­si­ty und ar­bei­te­te sich mit Fleiss in ei­ner An­walts­kanz­lei nach oben. Spä­ter ar­bei­te­te sie an der Spit­ze ei­nes Uni­ver­si­täts­kran­ken­hau­ses, wäh­rend sie gleich­zei­tig Mut­ter von 2 Kin­dern war. Sie stand nicht im Schat­ten Ih­res Ehe­man­nes Ba­rack Oba­ma und wäh­rend sei­ner Amts­zeit en­ga­gier­te sich für vie­le so­zia­le Pro­jek­te, wie zum Bei­spiel die Kin­der­fett­lei­big­keit in den USA.


Vie­len Dank für das In­ter­view, lie­be Sí­le!



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