27.04.2024

Trinken Sie Wein, weil er ihnen schmeckt?
Oder trinken Sie ihn in Wahrheit wegen seiner Wirkung?

Sol­che, ein­fa­che­re und schwie­ri­ge­re Fra­gen ha­ben wir uns letz­ten Mon­tag bei der SAQ-QUA­LI­CON ge­stellt – und zum Teil be­ant­wor­tet.


Aber der Rei­he nach: Ein­mal pro Jahr la­den wir un­se­re Do­zen­tin­nen und Do­zen­ten, die als Fre­e­lan­cer für uns ar­bei­ten, zu ei­nem Schu­lungs­tag ein. Wir nut­zen den An­lass, um mit­ein­an­der und von­ein­an­der zu ler­nen, um In­for­ma­tio­nen aus­zu­tau­schen und um uns bes­ser ken­nen­zu­ler­nen. Die­se Wo­che war es wie­der so weit.

Speed Dating – was ziehe ich an?

Am Mon­tag­mor­gen ging es bei uns zu wie im Bie­nen­haus, un­ser Team ist dann im­mer et­was auf­ge­regt. Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer, die al­le ge­wohnt sind, selbst vor­ne zu ste­hen und Kur­se zu lei­ten, sind eben ein an­spruchs­vol­les Work­shop-Pu­bli­kum…  Ein­zel­ne Ve­lo­fah­rer*in­nen aus un­se­rem Team ka­men schon nach ih­rer An­kunft im Bü­ro ins Schwit­zen, weil sie in der Auf­re­gung das Wech­se­lout­fit nicht ganz voll­stän­dig ein­ge­packt hat­ten oder sich sorg­ten, dass der Ab­druck vom Ve­lo­helm an ih­rer Stirn nicht recht­zei­tig bis zum Ein­tref­fen un­se­rer Do­zie­ren­den ver­schwin­den könn­te…


Für Sor­gen um das Aus­se­hen war dann aber kei­ne Zeit, denn un­ser Team hat­te al­le Hän­de voll zu tun, um die ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­gen Ide­en der Ge­schäfts­füh­re­rin um­zu­set­zen. Gan­ze 40 Me­ter ha­ben wir vom Emp­fang über den Flur bis mit­ten in un­ser Bü­ro, und dort soll­te ein Speed Da­ting mit 8 Sta­tio­nen statt­fin­den. Mö­bel aus der Ca­fe­te­ria, von Ar­beits­plät­zen und aus Schu­lungs­räu­men wur­den um­her­ge­schleppt, Pla­ka­te an Wän­de und WC-Tü­ren ge­klebt, Pa­pier­wol­ken an die Lam­pen auf­ge­hängt, bis schliess­lich un­ser Flur in ei­ne Speed Da­ting-Zo­ne um­ge­wan­delt war.                                                                                                                                                                                             

Wenn Sie mit ei­ner Ge­schäfts­lei­tung zu tun ha­ben und mer­ken, dass die­se das Wort Ma­nage­ment­sy­stem nicht kennt, hal­ten Sie die Per­son dann für in­kom­pe­tent?


Kaum war al­les er­le­digt, tra­fen die er­sten Do­zen­ten ein. Ge­wöhn­lich be­gin­nen wir ei­nen sol­chen An­lass dann mit In­for­ma­ti­ons- und Lern­ses­si­ons und das Lern­ziel «Aus­tausch und Ver­net­zung» er­rei­chen wir beim Apé­ro. Dies­mal ha­ben wir das um­ge­dreht: Nach ei­ner kur­zen In­struk­ti­on star­te­ten wir mit ei­nem Speed Da­ting. An acht Sta­tio­nen tausch­ten wir uns zu The­men wie Freund­schaft, Hei­mat, Lie­be und Be­zie­hung, Qua­li­täts­ma­nage­ment, KI, Ei­gen­tum und Geld und Ar­beit aus. An je­der Sta­ti­on gab es Fra­gen, die den Aus­tausch in Gang brach­ten:


  • «Lie­ben Sie je­man­den?       Und wor­aus schlies­sen Sie das?»
  • «Wie er­klä­ren Sie ei­ner 90jäh­ri­gen Per­son, die nie am PC ge­ar­bei­tet hat, was ChatGPT ist?»
  • «Wann macht Sie die Ehe/Part­ner­schaft eher ner­vös: a. im All­tag? b. auf Rei­sen? c. wenn Sie al­lein sind? d. in Ge­sell­schaft mit vie­len? e. un­ter vier Au­gen? f. abends? g. mor­gens?»
  • «Wenn Sie sich in der Frem­de auf­hal­ten und Lands­leu­te tref­fen: Be­fällt Sie dann Heim­weh oder dann ge­ra­de nicht?»
  • «Hal­ten Sie sich für ei­nen gu­ten Freund, ei­ne gu­te Freun­din?»
  • «War­um schen­ken Sie ger­ne?»
  • «War­um ar­bei­ten Sie im­mer noch für die SAQ-QUA­LI­CON?»
  • «Wenn Sie mit ei­ner Ge­schäfts­lei­tung zu tun ha­ben und mer­ken, dass die­se Per­son das Wort Ma­nage­ment­sy­stem nicht kennt, hal­ten Sie die Per­son dann für in­kom­pe­tent? War­um (nicht)?»

«Tun Ihnen Frauen leid?»

Ei­ni­ge Fra­gen wa­ren recht phi­lo­so­phisch, ei­ni­ge un­ge­wöhn­lich, ei­ni­ge sehr per­sön­lich, an­de­re wie­der tief­schür­fend. Ir­ri­tie­rend mag auch die «Sie-Form» sein, nach­dem wir bei uns in der SAQ-QUA­LI­CON und in un­se­ren Kur­sen grund­sätz­lich per Du sind. Das hat­te mit dem Fra­ge­lie­fe­ran­ten zu tun: Die mei­sten Fra­gen wa­ren den Fra­ge­bö­gen von Max Frisch ent­nom­men, der die Fra­gen zwi­schen 1966 und 1971 in sein Ta­ge­buch schrieb und da­mit zur Re­fle­xi­on über die wich­ti­gen The­men des Le­bens an­re­gen woll­te. Ein paar An­pas­sun­gen muss­ten wir vor­neh­men: Der Schrift­stel­ler hat­te die über­le­bens­wich­ti­gen The­men Ar­beit, Künst­li­che In­tel­li­genz und Qua­li­täts­ma­nage­ment of­fen­sicht­lich ver­ges­sen oder igno­riert. Und mit ei­ni­gen Fra­gen von ihm könn­te man sich heu­te de­zen­ten Är­ger ein­han­deln, zum Bei­spiel wenn man je­man­den fra­gen wür­de, ob ihm Frau­en leid tun. Vie­le Fra­gen von Max Frisch sind aber nach wie vor ak­tu­ell und es tut in un­se­rer schnelllebi­gen Zeit gut, sich dar­über zu un­ter­hal­ten. Es war ein­drück­lich, wie­vie­le rich­tig gu­te Ge­sprä­che im Speed Da­ting mit­hil­fe der Fra­gen ent­stan­den, wie le­ben­dig un­ser Flur wur­de und wie gut wir in kur­zer Zeit un­ser Netz­werk er­wei­tern konn­ten.

Wein ist nicht fein!???

Und dann mach­ten wir uns ans Ler­nen. Da­ni­el Cor­tel­li­ni von Cor­tis Schwei­zer Wei­ne be­gann mit ei­ner schockie­ren­den Fest­stel­lung: Wein ist nicht fein! Ir­gend­wer hat vor 3000 Jah­ren mal ei­nen Fell­sack mit Trau­ben­saft in der Son­ne ste­hen las­sen und dann auch noch den Mut ge­habt, das ver­go­re­ne Ge­söff zu trin­ken. Der er­ste Schluck muss furcht­bar ge­we­sen sein, den zwei­ten Schluck trieb der Durst durch die Keh­le, und nach wei­te­ren Schlucken fühl­te der Mensch sich ver­mut­lich "nice ge­chillt". Was dann wei­ter ge­schah nach die­sem Pi­lot­ver­such, liess Da­ni­el dis­kret aus, aber klar ist: die­sen Zu­stand woll­te der Mensch wie­der. Und seit 3000 Jah­ren tut die Mensch­heit al­les da­für, dass der ver­go­re­ne Trau­ben­saft fein für den Gau­men wird und kul­ti­viert den Ge­nuss des Wein­trin­kens. Um uns die­sen Ge­nuss ein biss­chen mehr zu er­schlies­sen, führ­te Cor­ti uns in die Kunst des De­gu­stie­rens ein, das heisst, als er­stes führ­te er un­se­re Au­gen ganz schön hin­ters Licht, als wir ei­nen Wein in schwar­zen Glä­sern pro­bie­ren muss­ten und her­aus­fin­den soll­ten, ob es sich um Weiss- oder Rot­wein han­delt. Bi­lanz: Die Hälf­te der An­we­sen­den tipp­te auf Rot­wein, die an­de­re Hälf­te auf Weiss­wein. Dann wa­ren un­se­re Na­sen dran. Mit 3 Weiss­wei­nen und 3 Rot­wei­nen stram­pel­ten wir wie die Ham­ster im Aro­ma­rad: fruch­tig… blu­mig …. oder doch fruch­tig?... eher Ro­se?... Nein, Lit­schi! … er­dig, hol­zig … Rösta­ro­men… Rich­tig ei­ni­gen konn­ten wir uns nicht, aber das macht nichts, es ist beim De­gu­stie­ren eben wie im rich­ti­gen QM-Le­ben: Es gibt kein ab­so­lu­tes Rich­tig und Falsch, es kommt auf den Kon­text an. Und Ge­rü­che und Ge­schmäcker nimmt je­der Mensch un­ter­schied­lich wahr, ge­nau­so wie je­des Un­ter­neh­men Qua­li­tät auf sei­ne ei­ge­ne Art um­setzt.

Fa­zit des Do­zie­ren­den­ta­ges: Wir ha­ben vie­le gu­te Ge­sprä­che ge­führt, wir ha­ben ge­lernt, wie leicht sich un­se­re Au­gen täu­schen las­sen, wie we­nig un­se­re Na­sen trai­niert sind, wie ein­fach wir das ver­bes­sern kön­nen und wel­che Ge­schmacks­wel­ten sich am Gau­men auf­tun, wenn man ei­nen Schluck Wein min­de­stens 5 Se­kun­den lang im Mund be­hält, be­vor man schluckt oder aus­spuckt.



Hier geht es zur Fo­to­ga­le­rie un­se­res Do­zie­ren­den­ta­ges.

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