30.01.2024

Systems Engineering in der Produktentwicklung


Nachlese QQ-Impuls

QQ-Impuls: Systems Engineering in der Produktentwicklung

Sy­stems En­gi­nee­ring ist ei­ne Me­tho­de, um kom­ple­xe Ent­wick­lungs­pro­jek­te zu rea­li­sie­ren, bei de­nen viel­fäl­ti­ge An­for­de­run­gen in­te­griert wer­den müs­sen. 



Wenn zum Bei­spiel ein Me­di­zin­pro­dukt ent­wickelt wird, müs­sen me­di­zi­ni­sche, tech­ni­sche und re­gu­la­to­ri­sche An­for­de­run­gen von An­fang an be­rück­sich­tigt und ko­or­di­niert wer­den. Ste­fan Bau­er, Head of Sen­sors & Me­di­cal Elec­tro­nics bei Helb­ling Tech­nik, zeig­te uns an ei­nem Bei­spiel, wie er mit sei­nem Team ei­ne sol­che Ent­wick­lung er­folg­reich um­ge­setzt hat.

Es beginnt mit der Produktvision

Die Pro­dukt­ent­wick­lung star­tet mit ei­ner Pro­dukt­vi­si­on. Die­se Vi­si­on soll­te die­se drei Merk­ma­le ab­decken:


  • De­si­ra­bi­li­ty (Kun­den­wunsch): Das Pro­dukt muss dem Kun­den­wunsch ent­spre­chen. Um die Kun­den­wün­sche zu ver­ste­hen, funk­tio­niert die Me­tho­de «De­sign thin­king» sehr gut.
  • Via­bi­li­ty (Le­bens­fä­hig­keit): Das Pro­dukt muss ren­ta­bel sein und Pro­fit ge­ne­rie­ren. In die­sem Be­reich emp­fiehlt sich ei­ne Markt- und Ge­schäfts­po­ten­zi­al­ana­ly­se.
  • Fe­a­si­bi­li­ty (Mach­bar­keit): Das Pro­dukt muss ent­wickelt und ge­baut wer­den kön­nen. Hier wird die Me­tho­de «Sy­stems En­gi­nee­ring» ein­ge­setzt.

Das Ziel in der Pro­dukt­ent­wick­lung ist es, den «Sweet Spot» in der Mit­te zu tref­fen, bei dem sich die drei Be­rei­che über­schnei­den.

WHY – Warum brauchen wir Systems Engineering?

Auf die­sem Bild sind die ver­schie­de­nen in­vol­vier­ten Stel­len bei der Pro­dukt­ent­wick­lung er­sicht­lich, die al­le et­was an­de­res ver­ste­hen und von et­was an­de­rem re­den. Am En­de stellt sich her­aus, dass der Kun­de so­wie­so et­was ganz an­de­res ge­braucht hät­te. Die­ses Pro­blem möch­te man mit Sy­stems En­gi­nee­ring adres­sie­ren.

Kostenplanung bei der Produktentwicklung

Auf die­ser Gra­fik sieht man über der Zeit­ach­se die Kur­ven des Auf­wan­des:


Die grü­ne Kur­ve zeigt, wie der Auf­wand idea­ler­wei­se ver­lau­fen soll­te. Beim her­kömm­li­chen Vor­ge­hen in Ent­wick­lungs­pro­jek­ten hin­ge­gen ent­spricht der Auf­wand häu­fig der ro­ten Kur­ve mit nied­ri­gem Auf­wand zu Be­ginn und ei­ner Ex­plo­si­on des Auf­wan­des bei der Um­set­zung.


Sy­stems En­gi­nee­ring plant die Ko­sten ent­spre­chend der blau­en Kur­ve ein. Am An­fang wer­den viel Zeit und Geld in die Pro­dukt­ar­chi­tek­tur, das De­sign und die Ent­wick­lung ei­nes Pro­duk­tes in­ve­stiert. Die­se Ko­sten wer­den ge­gen En­de der Ent­wick­lung wie­der ein­ge­spart. Das ist die Mo­ti­va­ti­on von Sy­stems En­gi­nee­ring. Die Ko­sten­pla­nung von Sy­stems En­gi­nee­ring-Pro­jek­ten ist oft rea­li­sti­scher und ehr­li­cher, auch wenn sie zu Be­ginn teu­rer er­scheint.

What – Sy­stems En­gi­nee­ring ist ei­ne Me­tho­de die…

  • …die Kom­ple­xi­tät von Ent­wick­lungs­pro­jek­ten ma­nagt
  • …den ge­sam­ten Le­bens­zy­klus ei­nes Pro­dukts be­rück­sich­tigt
  • … ver­schie­de­ne In­ge­nieur-Dis­zi­pli­nen ein­be­zieht, um ei­nen Über­blick zu ge­währ­lei­sten und Si­lo-Den­ken zu ver­hin­dern  
  • … die Schnitt­stel­le zum Pro­jekt- und Qua­li­täts­ma­nage­ment dar­stellt
  • … si­cher­stellt, dass die An­for­de­run­gen al­ler Sta­ke­hol­der er­füllt wer­den
  • … den Ko­sten- und den Zeit­rah­men im Blick be­hält
  • … ei­ne ho­he Qua­li­tät si­cher­stellt, in­dem sie die Ri­si­ken und die Kom­ple­xi­tät aus­ba­lan­ciert
  • … Op­ti­mie­run­gen auf ei­nem ganz­heit­li­chen Le­vel macht, an­statt ein­zel­ne Sy­ste­m­ele­men­te zu op­ti­mie­ren

How – Wie wird Systems Engineering gemacht

Das V-Mo­dell eig­net sich am be­sten, um Sy­stems En­gi­nee­ring in der Ent­wick­lung zu er­klä­ren. In die­sem Mo­dell ar­bei­tet man von links nach rechts ent­lang der bei­den Schen­kel des «V».

Im V-Mo­dell sind von links nach rechts die fol­gen­den Schrit­te an­ge­sie­delt:


  • Kun­den­an­for­de­run­gen
  • Tech­ni­sche An­for­de­run­gen
  • Pro­dukt­ar­chi­tek­tur
  • De­sign­spe­zi­fi­ka­ti­on
  • Im­ple­men­ta­ti­on
  • In­te­gra­ti­on
  • Ve­ri­fi­ka­ti­on
  • Ge­samt­sy­stem­va­li­die­rung

Im V-Mo­dell wird vi­sua­li­siert, wel­che Punk­te links und rechts kor­re­spon­die­ren: Al­les, was links spe­zi­fi­ziert wird, wird rechts ge­te­stet.

In ei­nem re­gu­lier­ten Um­feld wie der Me­di­zin­tech­nik ist das ein sehr klas­si­sches Vor­ge­hen.

Systems Engineering beginnt mit Anforderungsmanagement!

Sy­stems En­gi­nee­ring möch­te ver­hin­dern, dass man nach der Pro­dukt­idee zu schnell los­legt, an­statt sich am An­fang ge­nü­gend Zeit für die Be­rück­sich­ti­gung der An­for­de­run­gen an ein sinn­vol­les Pro­dukt ein­zu­pla­nen.

Design Thinking

Um die An­for­de­run­gen an ein Pro­dukt ken­nen­zu­ler­nen und das Pro­blem, das man mit dem Pro­dukt lö­sen will, zu ver­ste­hen eig­net sich die De­sign-Thin­king-Me­tho­de.


Da­bei hält man sich zu­erst lan­ge im so­ge­nann­ten «Pro­blem­raum» auf, um das Pro­blem von al­len Sei­ten zu be­leuch­ten und zu ver­ste­hen. Da­bei muss man den Fä­cher erst sehr weit auf­ma­chen, be­vor man die re­le­van­te Pro­blem­stel­lung de­fi­nie­ren kann.

Da­nach be­gibt man sich in den «Lö­sungs­raum», um ge­eig­ne­te Lö­sun­gen zu su­chen.  Auch hier soll­te man zu­erst breit den­ken und erst dann die be­sten Lö­sun­gen se­lek­tie­ren.

Es lohnt sich, ge­nü­gend Zeit in ei­ne struk­tu­rier­te Ar­beit am An­fang zu in­ve­stie­ren, denn die­se Zeit spart man sich am Schluss ei­nes Ent­wick­lungs­pro­jek­tes wie­der ein.

Erst da­nach kom­men die ei­gent­li­che In­ge­nieurs­ar­beit und die Im­ple­men­tie­rung des Pro­dukts.


Zum Schluss folgt dann noch das Te­sten. Der Test­auf­wand darf nicht un­ter­schätzt wer­den und die nö­ti­ge Zeit da­für muss ein­ge­plant wer­den.

Fa­zit

Sy­stems En­gi­nee­rig bringt fol­gen­den Nut­zen:


  • Grün­de für De­sign-Ent­schei­dun­gen und wer­den lau­fend do­ku­men­tiert
  • Ent­wick­lungs­ri­si­ken kön­nen mi­ni­miert wer­den
  • Das Pro­dukt kann in Re­kord­zeit ent­wickelt wer­den
  • Das Sy­stem kann ve­ri­fi­ziert und ge­te­stet wer­den, auf ei­ne Wei­se die re­pro­du­zier­bar und do­ku­men­tier­bar ist
  • Sy­stem En­gi­nee­ring ist auch die Ba­sis zu ei­ner ef­fi­zi­en­ten Er­stel­lung der tech­ni­schen Do­ku­men­ta­ti­on an­hand der ISO 13485

Wenn Du die Power­Point-Prä­sen­ta­ti­on down­loa­den möch­test, dann klicke hier auf die­sen Link. Wei­te­re QQ-Im­pul­se fin­dest Du je­weils auf un­se­rer Web­sei­te bei den Events.


Ha­ben wir Dich neu­gie­rig ge­macht? Möch­test Du noch mehr wis­sen? Nach­fol­gend ha­ben wir ein paar Wei­ter­bil­dun­gen für Dich zu­sam­men­ge­stellt:

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