Als ich vor 20 Jahren in den Semesterferien auf eigene Faust durch Costa Rica und Nicaragua reiste, war das ein Abenteuer. Ich konnte kein Spanisch, die Menschen dort kaum Englisch. Es gab weder Online-Fahrpläne noch Online-Informationsmöglichkeiten über die Gegebenheiten vor Ort, Internet war sowieso nur in vereinzelten Internet-Cafés in grösseren Städten verfügbar. Ich musste mich mit gedruckten Reiseführern, Händen, Füssen, Kreativität und vor allem Bauchgefühl orientieren. Und habe auf diese Weise sehr viel gelernt – über Land, Leute, Kultur und über mich.
Das Geld für die Reise war knapp, Zeit hatte ich hingegen genug. Es war also nicht schlimm, wenn mir ein freundlicher Passant pantomimisch den Weg zur nächsten Busstation wies, die nach seinen Angaben 30 Minuten zu Fuss entfernt war und ich für den Weg dann doch 2 Stunden benötigte. Es war auch nicht dramatisch, wenn mir an der Busstation niemand sagen konnte, wann und ob der nächste Bus an mein nächstes Ziel fahren würde oder wenn wir unterwegs im überfüllten Bus mit lauter Musik und Hühnern unter dem Sitz wegen einer Reifenpanne für einige Stunden liegenblieben. Ich liess mich von Entdeckung zu Überraschung treiben und hatte eine unvergessliche, einzigartige Zeit. Einzigartig deshalb, weil ich heute anders reisen würde. Ich würde Vieles vorher planen, Bewertungen und Rezensionen lesen oder die Reise gleich bei einem Reisebüro buchen, das auf solche Trips spezialisiert ist. Denn: Mein Zeitbudget ist heute begrenzt und darum würde ich es weniger gelassen nehmen, wenn ich auf der Insel Ometepe im Nicaraguasees einen Tag länger warten müsste, bis mich der nächste Bananendampfer nach San Carlos mitnimmt.
So, wie sich die Welt des Reisens verändert hat, verändert sich auch unsere Lernwelt. Das ist sehr hilfreich, wenn man sich neben Job, Familie und Freizeit noch weiterbilden will und man alles hat, ausser eben Zeit. Dann ist es entscheidend, dass man auf der Lern-Reise gut geführt wird, dass man auf einen Guide setzen kann, der vorab sorgfältig recherchiert und geplant hat, die Informationsflut filtert und in lerngerechte Stücke teilt und der zu Beginn und während der Tour häppchenweise das Wissen und die Reiseanweisungen liefert, die gerade wichtig sind. Wenn der Guide seine Informationen auch noch abwechslungsreich zu vermitteln versteht, Texte einfach und prägnant hält und mit Bildern und Videos ergänzt, dann hat man beste Voraussetzungen, um sich ganz auf die Erlebnisse und Entdeckungen auf dem Lernpfad zu konzentrieren.
Diese Lernpfade stecken wir mit OpenOLAT, unserer Lernplattform, ganz neu ab. Wir sind aktuell noch am Ausprobieren: Wir sammeln erste Erfahrungen in Pilotversuchen und staunen, was dabei alles möglich ist und was wir selbst noch zu lernen haben im neuen didaktischen Prozess. Natürlich sind wir bei den ersten Gehversuchen auf den neuen Lernpfaden zusammen mit unseren Teilnehmenden hier und da über ein Stöckchen oder Steinchen gestolpert. So wollte Beat Häfliger beispielsweise in einem neu konzipierten Auditkurs in gewohnter Flexibilität auf die Bedürfnisse und den Wissensstand der Kursteilnehmenden reagieren und stellte routiniert während des Unterrichts sein Drehbuch um. Was er dabei lernte: In seinem Hirn lassen sich Lerninhalte, die für später eingeplant waren, spontaner freischalten als im OpenOLAT-Lernpfad. Solche Erkenntnisse sind Gold wert und fliessen dann direkt in unsere Kursentwicklung ein.
Dass es kinderleicht ist, selbst ein Zoom-Video aufzunehmen, um die
Lernpfad-Reisenden bereits vor Kursbeginn persönlich zu begrüssen, haben wir
auch gelernt. Eine unerwartete Überraschung, auf die wir dabei stiessen: Das
mit der Begrüssung ist leichter gesagt, als getan. Da hält man sich für einen
Routinier im Dozieren – Kommunikation ist das tägliche Brot. Und dann schaut
man seinen ersten Videoversuch an und aller Stolz rutscht aus dem Hirn in die
Hose angesichts unzähliger Verhaspler, Stockerer, unfertiger Sätze oder
schmatzender Nebengeräusche. Videoaufnahmen müssen geübt werden und die
Illusion, wir könnten das aus dem Stand genauso charmant und souverän wie ein
Arthur Honegger, haben wir zwischenzeitlich aufgegeben. Das Wichtigste ist aber:
Wir haben sehr viel Spass mit unseren neuen Lernpfaden mit all den
Möglichkeiten und freuen uns darauf, immer bessere und professionellere Guides
für unsere Lern-Reisenden zu werden.
Mit Roberto auf unseren neuen Lernpfaden
Video «Lernen mit OpenOLAT»
In unserem Video zeigen wir Dir, wie ein Lernpfad in der Realität aussieht. Der Moderator dieses Videos ist übrigens Roberto. Er ist kein Dozent, sondern er ist unser OpenOLAT–Superuser und unser Qualitätsmanager. Darum kommt er so wahnsinnig gut, charmant und souverän rüber im Video: Das ist typisch für Qualitätsmanager*innen!