Irgendwo im Nirgendwo zwischen Zürich und Winterthur ist Freienstein. Ein typisches Schweizer Dorf – sogar mit einer eigenen Burgruine, die weit oben über dem Dorf thront. Hier ist KYBURZ zu Hause, die emissionslose Elektrofahrzeuge herstellen. Dabei setzen sie mit viel Innovationsgeist voll auf Nachhaltigkeit: Die Fahrzeuge und deren Schlüsselkomponenten sind so designt, dass sie verschiedene Leben durchlaufen können und nicht nach dem ersten Lebenszyklus entsorgt werden müssen. Das klingt sehr interessant. Deshalb wollten wir uns das genauer anschauen und besuchten sie am 29. August 2023 an unserem QQ-INSIDER-Event. Daniel Honegger begrüsste uns herzlich und zeigte bei der Führung, wie KYBURZ Kreislaufwirtschaft lebt:
Vorab ein paar Infos
Gegründet wurde KYBURZ Switzerland AG 1991 von Martin Kyburz und hat in Freienstein und Embrach mittlerweile 3 Standorte. Geplant ist es, diese zusammenzuführen in einen neuen Standort in Embrach, der derzeit im Bau ist.
Mit mehr als 180 Mitarbeitenden entwickelt und produziert KYBURZ qualitativ hochstehende Elektrofahrzeuge für Zustell- und Industriebetriebe sowie für Privatpersonen. Weltweit flitzen schon über 25’000 Elektrofahrzeuge von KYBURZ herum. Das wohl bekannteste Modell, der KYBURZ DXP, ist im Dienste der Schweizerischen Post unterwegs und für die zuverlässige Brief- und Paketzustellung massgeblich mitverantwortlich.
Ursprünglich waren die Elektroflitzer für ältere Personen mit Mobilitätseinschränkungen ab 80 Jahren gedacht. Erst später kamen mit der Schweizerischen Post und vergleichbaren Organisationen in Europa und Australien Grossabnehmer hinzu.
Der Produkt-Service und -Unterhalt hat bei KYBURZ höchste Priorität und stellt gleichzeitig einen wichtigen Geschäftszweig dar.
Kreislaufwirtschaft mit Herzblut
Das MultiLife Konzept
Das KYBURZ MultiLife Konzept verbessert den ökologischen Fussabdruck beträchtlich. Dank einem ganzheitlichen und ausgeklügelten Lifecycle Management sind MultiLife Produkte für die Kreislaufwirtschaft optimiert: Alle Fahrzeuge und ihre Schlüsselkomponenten können verschiedene Leben durchlaufen und müssen nicht nach dem ersten Lebenszyklus entsorgt werden. So werden durch smartes Produktdesign und dem langen Lebenszyklus die graue Energie der Fahrzeuge und Schlüsselkomponenten um 65% reduziert und Ressourcen geschont.
KYBURZ ist Stand heute der einzige Fahrzeughersteller, der am Ende des Lebenszyklus aus den 1stLife Fahrzeugen wieder vollwertige – frisch ab MFK und in einem neutralen Weiss – 2ndLife Fahrzeuge herstellt. Dies ist nur dank einem ausgeklügelten Produktdesign möglich. Dank dem zweiten Leben wird die Lebensdauer verdoppelt und die graue Energie halbiert, da 1stLife- und 2ndLife-Kunden die graue Energie untereinander «aufteilen», was zu einer besseren Ökobilanz für die Kunden führt.
Die Begeisterung und der Enthusiasmus von KYBURZ für die Kreislaufwirtschaft wurden belohnt: Die Nachfrage für die 2ndLife-Fahrzeuge ist so gross, dass es Wartezeiten gab, da die Ressourcen – die ausgemusterten 1stLife-Fahrzeuge – begrenzt sind.
Nach dem zweiten Leben sind die Lithium-Ionen-Batterien meist nicht mehr genug fit für den Einsatz in einem Fahrzeug, aber noch zu gut zum Recyclen. Deshalb hat sich KYBURZ auch hier eine Lösung überlegt: ein drittes Leben als stationäre oder mobile Energiespeicher. Die stationären Energieträger werden z.B. als Solarspeicher in Immobilien eingesetzt. Die mobilen Energiespeicher finden in der Industrie ein neues zu Hause. Das führt zu einer weiteren Reduktion der grauen Energie und optimiert nochmals die Ökobilanz.
Das vierte Leben betrifft die Batterie-Rohstoffe, die aus den gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien stammen. Das Recyclingverfahren, das in Zusammenarbeit mit der EMPA entwickelt wurde, ist revolutionär und verspricht grosses Potenzial für den gesamten Batterien-Markt: Entgegen herkömmlichen Recyclingverfahren, die auf einer Kombination aus mechanischer Zerkleinerung (Schreddern) und anschliessender Pyro- oder Hydrometallurgie basieren, wird bei KYBURZ das direkte Recycling angewendet, das deutlich effizienter und umweltschonender als herkömmliche Methoden ist.
KYBURZ schliesst mit diesem Verfahren den Materialkreislauf bei der Akku-Produktion und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit der E-Mobilität. Neben dem Ausbau der jetzigen Anlage ist die Expansion ins europäische Ausland geplant.
Immer auf der Suche nach neuen Lösungen
KYBURZ ist nicht nur beim Thema Kreislaufwirtschaft innovativ. Sie tüfteln unaufhörlich an verschiedenen neuen Ideen, wie zum Beispiel Lösungen rund um das autonome Fahren. Leider sind Fahrzeuge, die autonom fahren, im Strassenverkehr nicht zugelassen. Diese können nur auf abgesperrten privaten Grundstücken eingesetzt werden, was den Markt enorm einschränkt. Nichtsdestotrotz hat KYBURZ bereits zwei Trolley-Prototypen realisiert.
Ein weiteres Beispiel sind Elektrofahrzeuge, die mit Solarenergie betrieben werden. Auch hierfür haben die Daniel Düsentriebs von KYBURZ Ideen gesammelt und zwei erste Prototypen entwickelt. Diese sind für die Post Embrach testweise im Einsatz. Es werden fleissig Daten gesammelt, wie gut solarbetriebene Elektrofahrzeuge im nicht so sonnigen Teil der Schweiz funktionieren. Die ersten Ergebnisse sind erfreulich.
So oder so: Wir sind nach dieser Führung mit Daniel Honegger überzeugt, dass es KYBURZ nie an Ideen und dem nötigen Herzblut fehlen wird, viele weitere innovative Lösungen zu finden.
Die eFlitzer im Test
Nach der Führung mit so vielen Informationen waren wir natürlich alle gespannt, wie sich so ein eFlitzer fährt. Daniel brachte zwei Modelle auf das Parkareal von KYBURZ und wir durften alle eine Probefahrt machen. Ganz ehrlich? Die Beschleunigung war erstaunlich gut. Wenn ich dann mal 80+ bin und mein Motorrad in der Garage bleiben muss, dann wäre so ein Fahrzeug tatsächlich eine Alternative für mich. Aber dann ganz in Schwarz und mit einem Indian Motorcycle-Kleber drauf, damit ich noch ein bisschen in Erinnerungen schwelgen kann, währenddem ich durch das Dorf flitze und der Wind durch meine weissen Haare weht… mit max. 30km/h. 😅
Persönlicher Tipp: eRod – ein eSportwagen
Neben den für KYBURZ bekannten drei- und vierrädrigen Fahrzeugen gibt es zudem den eRod: Ein puristischer strassenzugelassener Sportwagen (EU und CH). Kompromisslos punkto Technik und Fahrverhalten, bietet er leidenschaftlichen Autofahrenden maximalen Fahrspass. Der kraftvolle Elektroantrieb sorgt für den Schub, der Freude macht. Ganz nach dem Motto: Emotionen statt Emissionen. Und das Beste: Diesen Fahrspass kann man mieten. Hier findest Du mehr Infos. Ach ja, auch alle anderen KYBURZ-Fahrzeuge kannst Du mieten.
Hast Du unseren QQ-INSIDER leider verpasst, aber möchtest dennoch eine Probefahrt machen? Dann findest Du hier die nächsten Termine bei KYBURZ. Und wenn Du wissen willst, wann unser nächster QQ-INSIDER ist, dann schau auf unserer Event-Webseite vorbei! Wir freuen uns auf Deine Teilnahme!