Mit einer Ecodesign-Regulierung will die EU zukünftig sicherstellen, dass langfristig alle Produkte auf dem EU-Markt nachhaltig sind. Was das konkret für Produktanforderungen und die Schweizer Regulierung bedeuten kann, zeigte uns Christine Roth, Ressortleiterin Umwelt bei Swissmem, bei diesem QQ-Impuls auf.
Was ist Kreislaufwirtschaft?
Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft, zielt die
Kreislaufwirtschaft darauf ab, dass die Materialien den ganzen
Produktlebenszyklus hindurch im Kreis geführt werden.
Der Hintergrund ist, dass Ressourcen grösstenteils endlich sind und dass der Abbau der Ressourcen die Umwelt sehr belastet.
Ein weiterer wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft – gerade in der MEM-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie) – ist die Verfügbarkeit von Rohstoffen, weil diese Industrie auf sehr spezielle Rohstoffe angewiesen ist. Die Abhängigkeit von anderen Ländern ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für eine nachhaltige Produktion und nicht zu vernachlässigen.
Das Ziel ist also, dass man den Verbrauch von Rohmaterialen reduziert und dabei möglichst die Menge von Restabfällen reduziert.
Produktions- versus Nutzungsphase
Die Energieeffizienz von Produkten konnte stark verbessert werden. Der Energieeinsatz in der Nutzung wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Gleichzeitig sind die Treibhausgas-Emissionen, die mit dem Materialverbrauch zusammenhängen, gestiegen. Daraus entsteht beim Produktdesign aus Sicht der Nachhaltigkeit ein Zielkonflikt.
Rahmenbedingungen und Regulierungen
Die Rahmenbedingungen an die Kreislaufwirtschaft sind vielfältig, wie man in der Grafik sieht. Dennoch muss immer der Kunde mit seinen Bedürfnissen im Zentrum stehen. Denn wenn die Kunden das Produkt nicht möchten, nützt die beste Kreislaufwirtschaft nichts.
Regulierungen in der EU
Hier ein kurzer Rückblick:
Neben den Regularien der EU gibt es Vorstösse einzelner Länder. Für die Unternehmen ist es extrem schwierig, wenn die Länder unterschiedliche, zum Teil konträre Anforderungen stellen. Der administrative Aufwand, diesen Markt dann zu bedienen, ist riesig. Es wäre sinnvoll, dass innerhalb der EU ein sogenannter «Single-Market» besteht und einheitliche Regeln gelten.
Von der Ecodesign-Richtlinie zur Ecodesign-Verordnung
Die Ecodesign-Richtlinie wird aktuell angepasst und ausgeweitet. Sie trifft dann neu als Ecodesign-Verordnung auf alle Länder in der EU zu. So können die Unterschiede zwischen den Ländern reduziert werden, was es für die Unternehmen viel einfacher macht.
Was soll in der Ecodesign-Verordnung reguliert werden?
Ein wichtiges Instrument in der Regulierung wird der «Digital Product Passport» sein. Neben den Anforderungen an die Produkte, gibt es die Informationen zu den Produkten. Diese sollen in der Lieferkette mit dem «Digital Product Passport» weitergegeben werden können.
Umsetzung in der Industrie
Wo stehen wir und was wird schon gemacht?
Die dunkelblau dargestellten Bereiche sind bereits gut etabliert. Hier wird bereits viel gemacht.
Die hellbauen Bereiche sind neu aufkommende Themen, bei denen teils noch viel Forschungs- und Entwicklungsaufwand nötig ist.
In dieser Entwicklung sind ganz klar Win-Win-Potenziale für Ökologie und Ökonomie vorhanden.
Trends
Innovation
Auf der Technologieseite passiert viel und dort eröffnen sich immer wieder neue Möglichkeiten.
Hindernisse
Vielen kleinen- und mittleren Unternehmen fehlt die Expertise. Ausserdem können die einzelnen Unternehmen die Herausforderungen, die sich aus den neuen Anforderungen ergeben, meist nicht allein lösen. Sie sind auf gute Partner in der Wertschöpfungskette angewiesen.
Ausblick und Einblick hinter verschlossene Parlamentstüren
Die neue Regulierung ist im parlamentarischen Prozess. Die Kommissionen
zu den verschiedenen Themen des EU-Parlaments beschäftigen sich aktuell mit
dieser Vorlage. Vor Ende nächsten Jahres wird diese Regulierung vermutlich
nicht abgeschlossen sein.
Mit dem Fokus auf den «Digital Product Passport» kann 2025/2026 mit ersten Regulierungen auf Produktkategorie-Ebene gerechnet werden.
Fazit
Der EU-Markt hat den Ball ins Rollen gebracht und hofft auf andere Märkte, die mitziehen und auf die Kunden, die auf den Zug der langlebigen Produkte aufspringen und damit dieser positiven Entwicklung weiteren Schub geben. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringen wird und danken Christine herzlich für den Einblick in die aktuelle Situation. Wir werden das auf jeden Fall weiter verfolgen.
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