Er könnte sich also morgens getrost wie ein frühstückszufriedener Dinosaurier zurücklehnen und fünf Minuten vor Kursstart in aller Ruhe ein paar Folien aus seinem Laufwerk hervorkramen, mit denen er souverän in altbewährter Art seine Teilnehmenden verzückt. Die Realität sieht allerdings anders aus: Wenn er nicht gerade Weiterbildungen zu neuen Lernsettings besucht, bastelt er unermüdlich an unseren bestehenden Kursen und laboriert an neuen Lernangeboten. Gerade hat er sich das Thema «Audits» vorgenommen und drei neue Lehrgänge entwickelt: Interner Auditor, Interner Auditor - Blended Learning und Interner Auditor - Refresher.
Wir haben ihn gefragt, wie er sein neu gewonnenes Wissen in unsere Kurse integriert.
Lieber Beat, was sind Deine wichtigsten Erkenntnisse zu Thema Lernen aus dem letzten Jahr?
Wir haben gemerkt, welche Vielfalt es gibt, um neue Lernsettings zu gestalten. Besonders wichtig dabei sind die Lerntechnologien, die uns jetzt zur Verfügung stehen. Am Anfang haben wir probiert, mit den virtuellen Tools wie Adobe Connect oder Zoom die «alte Art des Lehrens und Lernens» zu simulieren, zu ersetzen. Schnell haben wir gemerkt, dass wir mit Lerntechnologie ganz andere, neue Lernsettings gestalten und das Lernen verbessern können. Jetzt geht es darum, die nächste Stufe zu erklimmen: Mit den neuen Lerntechnologien Kursformate zu gestalten, die wir vorher nicht umsetzen konnten.
Was bedeutet das konkret für die Weiterbildungen in der SAQ-QUALICON?
Ein gutes Beispiel ist ein Audit-Refresherkurs. So etwas haben wir früher in Präsenz angeboten und alle Teilnehmenden haben das gleiche «Menü» bekommen. Tatsache ist aber, dass jede und jeder andere Erfahrungen mitbringt, die Teilnehmenden brauchen ganz unterschiedliche Impulse, um ihre Auditfähigkeiten zu verbessern. Das heisst, wir müssen individuelle Lernangebote machen. Wenn jemand massgeschneidert lernen kann, investiert er den gleichen Aufwand und hat viel mehr Nutzen.
Wenn ich einen Auditkurs im neuen Format buche, was konkret ist anders für mich?
Eine Auditausbildung soll genauso ablaufen, wie ein Audit in der Realität. Das bedeutet: Der Kurs ist in verschiedene Phasen eingeteilt, in denen sich selbstorganisiertes Lernen und Präsenzunterricht abwechseln. Die Auditausbildung beginnt mit einer Planungsphase. Die Teilnehmenden planen und bereiten in Auditteams ein konkretes Audit vor. Die Vorbereitungen organisieren sie selbst, z.B. via Zoom. Nach der Vorbereitungsphase kommen die Auditteams in die Auditwerkstatt. Die Werkstatt findet in Präsenz statt, dabei führen die Teams dann in einer realen Organisation Audits durch. Der Austausch und die Kommunikation während der verschiedenen Lernphasen erfolgt über unsere Lernplattform.
Gibt es auch neue Inhalte in den Auditkursen?
Wir berücksichtigen beim Redesign der Auditkurse natürlich neue Themen wie Remote-Audits, Peer Reviews oder Audits im agilen Umfeld. Diese Spezialthemen werden wir auch in Live-Webinaren separat anbieten. Live-Webinare sind bei uns terminierte interaktive Veranstaltungen, in denen Experten fachliche Impulse geben, die anschliessend mit den Teilnehmenden in der Diskussion vertieft werden.
Wie kann ich mich zum Thema Audit weiterbilden, wenn ich lieber allein und zeitlich völlig flexibel lernen will?
Zusätzlich zu Live-Webinaren und Kursen, in denen sich selbstorganisiertes Lernen und Präsenz abwechseln, wird es reine Selbstlernangebote geben, in denen man sich definierte Inhalte nach einer vorgegebenen Struktur selbst erarbeiten kann und dazu Selbsttests absolvieren kann. Dem selbstständigen Lernen wird damit ein höherer Stellenwert beigemessen. Wir als Lernexperten stellen dafür organisierte Inhalte zur Verfügung, die so aufbereitet sind, dass das Lernen Spass macht und abwechslungsreich gestaltet ist. Die Lernenden sind flexibel in der zeitlichen Gestaltung ihres Lernprozesses, sie bringen dafür persönliches Engagement mit und organisieren sich selbst.
Was passiert mit den «alten» Audit-Kursen?
Die klassischen Weiterbildungen sind auch weiterhin buchbar. Die Teilnehmenden entscheiden selbst, ob sie in einem klassischen Präsenzkurs oder in einem neuen, individualisierten Setting lernen wollen.
Und woher weiss ich, welches Setting für mich als Teilnehmerin das Richtige ist?
Es gibt Leute, die sich auf Präsenzunterricht freuen. Die werden die klassischen Weiterbildungen wählen. Dann gibt es die Personen, die ihre im letzten Jahr gewonnene Flexibilität beibehalten wollen. Für diese Leute sind unsere neuen Lernsettings interessant. Viele haben den Einsatz von Technologie als Erleichterung erlebt, welche neue Möglichkeiten im Lernen wie auch in der Gestaltung von Berufs- und Privatleben ermöglicht.
Ab wann sind die Weiterbildungen in den neuen Formaten buchbar?
Wir beginnen mit einem Angebot für interne Auditoren und für Audit-Refresherkurse, die jetzt schon buchbar sind. Weitere Angebote für Externe Auditoren, Lieferantenauditoren etc. werden in den nächsten Monaten folgen.
Theoretisch könnte man ja auf den Gedanken kommen, Du seist ein «Dinosaurier» in der SAQ-QUALICON und gängige Klischees würden propagieren, dass Leute Deines Alters mit den neuen Herausforderungen und Technologien im Job nicht viel am Hut haben. Wie ist es erklärbar, dass Du unermüdlich Innovation machst?
Ich persönlich habe bis vor einem Jahr nicht realisiert, welches Potenzial die neuen Technologien für das Lernen bergen. Man ist an die alten Formen gewöhnt und hätte mir jemand vorgeschlagen, neue Lernsettings auszuprobieren, hätte ich gesagt: ‘Das ist viel zu kompliziert, da muss man erstmal das Tool lernen und beherrschen, das dauert zu lang.’ Inzwischen habe ich selbst gemerkt, dass die Arbeit mit den neuen Tools und Technologien überhaupt kein Problem ist. Auch jemand, der nicht so technikaffin ist, beherrscht das schnell – und es macht obendrein noch Spass, so zu arbeiten. Ich habe viel gelernt und eigene Widerstände überwunden – zu Beginn, weil ich es musste, und dann, weil ich gemerkt habe, wie gut die Technologien inzwischen sind. Wenn Du mal eine gewisse Schwelle überschritten hast, wirst Du hungrig auf mehr, Du willst die Lernmöglichkeiten ausreizen.
Wie wirken sich die neuen Technologien auf Deinen eigenen Arbeitsalltag aus, arbeitest Du jetzt anders als vor einem Jahr?
Ich habe gemerkt: Wenn wir neue Lerntechnologie einsetzen, sind wir gezwungen, die gesamten Lernsettings neu zu denken. Wir müssen in Geschichten und Bildern denken. Ich muss jetzt prägnante, fokussierte Storys gestalten, in denen ich viele Medien einsetzen kann. Ich habe unendliche Möglichkeiten zur Visualisierung. Es ist ein hochkreativer Prozess, die neue Lerntechnologie zu nutzen und ich hätte nicht gedacht, dass mich nach so viel Erfahrung als Dozent das Thema «Lernprozesse gestalten» nochmal so vereinnahmt und begeistert. Früher war ich als Dozent vor allem ein «Inhaltsvermittler». Man musste möglichst viel Inhalt und Beispiele liefern, dann warst Du ein guter Dozent. Heute ist es mir viel wichtiger, Lernende zum Selberlernen zu befähigen. Teilnehmende müssen lernen, wie sie Lösungen zu ihren individuellen Fragestellungen finden und zusammen mit anderen Leuten umsetzen können. Als Dozent bin ich darum heute ein Situationsregisseur, ein Vernetzer, ein Lernmomentegestalter.
Vielen Dank für das Interview.
PS: Die Dinosaurier können bei uns lernen, dass Anpassung an neue Bedingungen Spass macht. Leider sind sie ausgestorben. Falls doch noch irgendwo ein Exemplar unbemerkt vor sich hin vegetiert und dringend Überlebensinstruktionen braucht, bietet Beat Häfliger Dino-Einzelcoachings an, sobald ihm mal langweilig werden sollte. Bis dieser Fall eintritt könnten allerdings noch einige Dekaden vergehen. 😉