06.07.2021

Was Auditwillige und Dinosaurier bei der SAQ-QUALICON lernen können

Interview Beat Häfliger
Seit gut 20 Jah­ren un­ter­rich­tet Beat Häf­li­ger ver­schie­de­ne Qua­li­täts­the­men bei der SAQ-QUA­LI­CON. Sei­ne Er­fah­rung als Do­zent und Ex­per­te dürf­te sich auf ei­ni­ge Tau­send Per­so­nen be­lau­fen, die er an schät­zungs­wei­se 2’000 Kurs­ta­gen aus­ge­bil­det hat.

Er könn­te sich al­so mor­gens ge­trost wie ein früh­stücks­zu­frie­de­ner Di­no­sau­ri­er zu­rück­leh­nen und fünf Mi­nu­ten vor Kurs­start in al­ler Ru­he ein paar Fo­li­en aus sei­nem Lauf­werk her­vor­kra­men, mit de­nen er sou­ve­rän in alt­be­währ­ter Art sei­ne Teil­neh­men­den ver­zückt. Die Rea­li­tät sieht al­ler­dings an­ders aus: Wenn er nicht ge­ra­de Wei­ter­bil­dun­gen zu neu­en Lern­set­tings be­sucht, ba­stelt er un­er­müd­lich an un­se­ren be­stehen­den Kur­sen und la­bo­riert an neu­en Lern­an­ge­bo­ten. Ge­ra­de hat er sich das The­ma «Au­dits» vor­ge­nom­men und drei neue Lehr­gän­ge ent­wickelt: In­ter­ner Au­di­tor, In­ter­ner Au­di­tor - Blen­ded Learning und In­ter­ner Au­di­tor - Re­fres­her.


Wir ha­ben ihn ge­fragt, wie er sein neu ge­won­ne­nes Wis­sen in un­se­re Kur­se in­te­griert.

Lie­ber Beat, was sind Dei­ne wich­tig­sten Er­kennt­nis­se zu The­ma Ler­nen aus dem letz­ten Jahr?


Wir ha­ben ge­merkt, wel­che Viel­falt es gibt, um neue Lern­set­tings zu ge­stal­ten. Be­son­ders wich­tig da­bei sind die Lern­tech­no­lo­gi­en, die uns jetzt zur Ver­fü­gung ste­hen. Am An­fang ha­ben wir pro­biert, mit den vir­tu­el­len Tools wie Ado­be Con­nect oder Zoom die «al­te Art des Leh­rens und Ler­nens» zu si­mu­lie­ren, zu er­set­zen. Schnell ha­ben wir ge­merkt, dass wir mit Lern­tech­no­lo­gie ganz an­de­re, neue Lern­set­tings ge­stal­ten und das Ler­nen ver­bes­sern kön­nen. Jetzt geht es dar­um, die näch­ste Stu­fe zu er­klim­men: Mit den neu­en Lern­tech­no­lo­gi­en Kurs­for­ma­te zu ge­stal­ten, die wir vor­her nicht um­set­zen konn­ten.

Was be­deu­tet das kon­kret für die Wei­ter­bil­dun­gen in der SAQ-QUA­LI­CON?


Ein gu­tes Bei­spiel ist ein Au­dit-Re­fres­her­kurs. So et­was ha­ben wir frü­her in Prä­senz an­ge­bo­ten und al­le Teil­neh­men­den ha­ben das glei­che «Me­nü» be­kom­men. Tat­sa­che ist aber, dass je­de und je­der an­de­re Er­fah­run­gen mit­bringt, die Teil­neh­men­den brau­chen ganz un­ter­schied­li­che Im­pul­se, um ih­re Au­dit­fä­hig­kei­ten zu ver­bes­sern. Das heisst, wir müs­sen in­di­vi­du­el­le Lern­an­ge­bo­te ma­chen. Wenn je­mand mass­ge­schnei­dert ler­nen kann, in­ve­stiert er den glei­chen Auf­wand und hat viel mehr Nut­zen.

Wenn ich ei­nen Au­dit­kurs im neu­en For­mat bu­che, was kon­kret ist an­ders für mich?


Ei­ne Au­dit­aus­bil­dung soll ge­nau­so ab­lau­fen, wie ein Au­dit in der Rea­li­tät. Das be­deu­tet: Der Kurs ist in ver­schie­de­ne Pha­sen ein­ge­teilt, in de­nen sich selbst­or­ga­ni­sier­tes Ler­nen und Prä­senz­un­ter­richt ab­wech­seln. Die Au­dit­aus­bil­dung be­ginnt mit ei­ner Pla­nungs­pha­se. Die Teil­neh­men­den pla­nen und be­rei­ten in Au­dit­teams ein kon­kre­tes Au­dit vor. Die Vor­be­rei­tun­gen or­ga­ni­sie­ren sie selbst, z.B. via Zoom. Nach der Vor­be­rei­tungs­pha­se kom­men die Au­dit­teams in die Au­dit­werk­statt. Die Werk­statt fin­det in Prä­senz statt, da­bei füh­ren die Teams dann in ei­ner rea­len Or­ga­ni­sa­ti­on Au­dits durch. Der Aus­tausch und die Kom­mu­ni­ka­ti­on wäh­rend der ver­schie­de­nen Lern­pha­sen er­folgt über un­se­re Lern­platt­form.

Gibt es auch neue In­hal­te in den Au­dit­kur­sen?


Wir be­rück­sich­ti­gen beim Re­de­sign der Au­dit­kur­se na­tür­lich neue The­men wie Re­mo­te-Au­dits, Peer Re­views oder Au­dits im agi­len Um­feld. Die­se Spe­zi­al­the­men wer­den wir auch in Live-We­bi­na­ren se­pa­rat an­bie­ten. Live-We­bi­na­re sind bei uns ter­mi­nier­te in­ter­ak­ti­ve Ver­an­stal­tun­gen, in de­nen Ex­per­ten fach­li­che Im­pul­se ge­ben, die an­schlies­send mit den Teil­neh­men­den in der Dis­kus­si­on ver­tieft wer­den.

Wie kann ich mich zum The­ma Au­dit wei­ter­bil­den, wenn ich lie­ber al­lein und zeit­lich völ­lig fle­xi­bel ler­nen will?


Zu­sätz­lich zu Live-We­bi­na­ren und Kur­sen, in de­nen sich selbst­or­ga­ni­sier­tes Ler­nen und Prä­senz ab­wech­seln, wird es rei­ne Selbst­lern­an­ge­bo­te ge­ben, in de­nen man sich de­fi­nier­te In­hal­te nach ei­ner vor­ge­ge­be­nen Struk­tur selbst er­ar­bei­ten kann und da­zu Selbst­tests ab­sol­vie­ren kann. Dem selbst­stän­di­gen Ler­nen wird da­mit ein hö­he­rer Stel­len­wert bei­ge­mes­sen. Wir als Lern­ex­per­ten stel­len da­für or­ga­ni­sier­te In­hal­te zur Ver­fü­gung, die so auf­be­rei­tet sind, dass das Ler­nen Spass macht und ab­wechs­lungs­reich ge­stal­tet ist. Die Ler­nen­den sind fle­xi­bel in der zeit­li­chen Ge­stal­tung ih­res Lern­pro­zes­ses, sie brin­gen da­für per­sön­li­ches En­ga­ge­ment mit und or­ga­ni­sie­ren sich selbst.

Was pas­siert mit den «al­ten» Au­dit-Kur­sen?


Die klas­si­schen Wei­ter­bil­dun­gen sind auch wei­ter­hin buch­bar. Die Teil­neh­men­den ent­schei­den selbst, ob sie in ei­nem klas­si­schen Prä­senz­kurs oder in ei­nem neu­en, in­di­vi­dua­li­sier­ten Set­ting ler­nen wol­len.

Und wo­her weiss ich, wel­ches Set­ting für mich als Teil­neh­me­rin das Rich­ti­ge ist?


Es gibt Leu­te, die sich auf Prä­senz­un­ter­richt freu­en. Die wer­den die klas­si­schen Wei­ter­bil­dun­gen wäh­len. Dann gibt es die Per­so­nen, die ih­re im letz­ten Jahr ge­won­ne­ne Fle­xi­bi­li­tät bei­be­hal­ten wol­len. Für die­se Leu­te sind un­se­re neu­en Lern­set­tings in­ter­es­sant. Vie­le ha­ben den Ein­satz von Tech­no­lo­gie als Er­leich­te­rung er­lebt, wel­che neue Mög­lich­kei­ten im Ler­nen wie auch in der Ge­stal­tung von Be­rufs- und Pri­vat­le­ben er­mög­licht.

Ab wann sind die Wei­ter­bil­dun­gen in den neu­en For­ma­ten buch­bar?


Wir be­gin­nen mit ei­nem An­ge­bot für in­ter­ne Au­di­to­ren und für Au­dit-Re­fres­her­kur­se, die jetzt schon buch­bar sind. Wei­te­re An­ge­bo­te für Ex­ter­ne Au­di­to­ren, Lie­fe­ran­ten­au­di­to­ren etc. wer­den in den näch­sten Mo­na­ten fol­gen.

Theo­re­tisch könn­te man ja auf den Ge­dan­ken kom­men, Du seist ein «Di­no­sau­ri­er» in der SAQ-QUA­LI­CON und gän­gi­ge Kli­schees wür­den pro­pa­gie­ren, dass Leu­te Dei­nes Al­ters mit den neu­en Her­aus­for­de­run­gen und Tech­no­lo­gi­en im Job nicht viel am Hut ha­ben. Wie ist es er­klär­bar, dass Du un­er­müd­lich In­no­va­ti­on machst?


Ich per­sön­lich ha­be bis vor ei­nem Jahr nicht rea­li­siert, wel­ches Po­ten­zi­al die neu­en Tech­no­lo­gi­en für das Ler­nen ber­gen. Man ist an die al­ten For­men ge­wöhnt und hät­te mir je­mand vor­ge­schla­gen, neue Lern­set­tings aus­zu­pro­bie­ren, hät­te ich ge­sagt: ‘Das ist viel zu kom­pli­ziert, da muss man erst­mal das Tool ler­nen und be­herr­schen, das dau­ert zu lang.’ In­zwi­schen ha­be ich selbst ge­merkt, dass die Ar­beit mit den neu­en Tools und Tech­no­lo­gi­en über­haupt kein Pro­blem ist. Auch je­mand, der nicht so tech­ni­kaf­fin ist, be­herrscht das schnell – und es macht oben­drein noch Spass, so zu ar­bei­ten. Ich ha­be viel ge­lernt und ei­ge­ne Wi­der­stän­de über­wun­den – zu Be­ginn, weil ich es muss­te, und dann, weil ich ge­merkt ha­be, wie gut die Tech­no­lo­gi­en in­zwi­schen sind. Wenn Du mal ei­ne ge­wis­se Schwel­le über­schrit­ten hast, wirst Du hung­rig auf mehr, Du willst die Lern­mög­lich­kei­ten aus­rei­zen.

Wie wir­ken sich die neu­en Tech­no­lo­gi­en auf Dei­nen ei­ge­nen Ar­beits­all­tag aus, ar­bei­test Du jetzt an­ders als vor ei­nem Jahr?


Ich ha­be ge­merkt: Wenn wir neue Lern­tech­no­lo­gie ein­set­zen, sind wir ge­zwun­gen, die ge­sam­ten Lern­set­tings neu zu den­ken. Wir müs­sen in Ge­schich­ten und Bil­dern den­ken. Ich muss jetzt prä­gnan­te, fo­kus­sier­te Sto­rys ge­stal­ten, in de­nen ich vie­le Me­di­en ein­set­zen kann. Ich ha­be un­end­li­che Mög­lich­kei­ten zur Vi­sua­li­sie­rung. Es ist ein hoch­krea­ti­ver Pro­zess, die neue Lern­tech­no­lo­gie zu nut­zen und ich hät­te nicht ge­dacht, dass mich nach so viel Er­fah­rung als Do­zent das The­ma «Lern­pro­zes­se ge­stal­ten» noch­mal so ver­ein­nahmt und be­gei­stert. Frü­her war ich als Do­zent vor al­lem ein «In­halts­ver­mitt­ler». Man muss­te mög­lichst viel In­halt und Bei­spie­le lie­fern, dann warst Du ein gu­ter Do­zent. Heu­te ist es mir viel wich­ti­ger, Ler­nen­de zum Sel­ber­ler­nen zu be­fä­hi­gen. Teil­neh­men­de müs­sen ler­nen, wie sie Lö­sun­gen zu ih­ren in­di­vi­du­el­len Fra­ge­stel­lun­gen fin­den und zu­sam­men mit an­de­ren Leu­ten um­set­zen kön­nen. Als Do­zent bin ich dar­um heu­te ein Si­tua­ti­ons­re­gis­seur, ein Ver­net­zer, ein Lern­mo­men­te­ge­stal­ter.


Vie­len Dank für das In­ter­view.


PS: Die Di­no­sau­ri­er kön­nen bei uns ler­nen, dass An­pas­sung an neue Be­din­gun­gen Spass macht. Lei­der sind sie aus­ge­stor­ben. Falls doch noch ir­gend­wo ein Ex­em­plar un­be­merkt vor sich hin ve­ge­tiert und drin­gend Über­le­bens­in­struk­tio­nen braucht, bie­tet Beat Häf­li­ger Di­no-Ein­zel­coa­chings an, so­bald ihm mal lang­wei­lig wer­den soll­te. Bis die­ser Fall ein­tritt könn­ten al­ler­dings noch ei­ni­ge De­ka­den ver­ge­hen. 😉

Weitere Informationen

Newsletter

Bleibe up to date mit dem
SAQ-QUALICON-Newsletter