An diesem QQ-Impuls zeigte Lukas Matter, Leiter Sicherheit, Qualität und Umwelt Region Mitte bei SBB Infrastruktur, seine Erfahrungen auf und erläuterte, wie Mitarbeitende für Sicherheit sensibilisiert werden können.
Berufsunfälle nach Altersklassen
Es fällt auf, dass unter 20-Jährige wesentlich mehr Unfälle erleiden. Bei den über 50-jährigen nehmen die Unfälle dann wieder deutlich zu.
Bei den jungen Männern bis 25 Jahre ist Ablenkung grosses Thema. Diese Generation ist mit dem Smartphone aufgewachsen und ständige Erreichbarkeit gewohnt – der Blick aufs Handy zwischendurch ist ganz normal. Auch die Risikoaffinität ist in diesem Alter vermutlich grösser.
Bei den älteren Mitarbeitern spielt die Routine nicht nur eine positive Rolle. Sie hinterfragen Abläufe nicht mehr so stark und machen Dinge so, wie sie sie immer schon gemacht haben. «Es ist ja immer gut gegangen.» Sie fühlen sich zu sicher.
Fazit: Es wäre zu einfach zu sagen, die Jungen seien immer abgelenkt und die Alten durch zu viel Routine unaufmerksam.
Wie sieht es mit der Sicherheit in der Freizeit aus?
Mit zunehmendem Alter führt man tendenziell ein ruhigeres, gesünderes Leben. Böse Zungen könnten behaupten, je länger das Leben dauert, desto langweiliger wird es. Die Menschen werden vernünftiger, aber auch bequemer. Vom Sicherheitsaspekt her ist das nicht schlecht. In diesem Fall trifft es zu, dass Ablenkung schlecht und Routine hilfreich ist.
Warum lassen wir uns ablenken?
Wie entwickeln wir Routinen?
Routinen sind jedoch nicht immer positiv, Routine muss manchmal auch wieder abtrainiert werden. Sich etwas wieder abzugewöhnen, ist womöglich sogar noch mühsamer, als etwas neu zu erlernen.
Die bestehenden Autobahnen im Hirn müssen dabei immer wieder bewusst vermieden und umfahren werden, damit neue Verbindungen etabliert werden können. Dies erklärt, warum Menschen es schwer finden, plötzlich etwas anders machen zu müssen. Es braucht Verständnis und viel Geduld, wenn jemandem etwas «einfach nicht in den Kopf» will.
Wann ist Ablenkung gut?
Situationsbewusstsein am Beispiel der Berufsfeuerwehr
Routinen sind negativ, wenn man etwas schon so oft gemacht hat, dFeuerwehrleute in der Ausbildung müssen sich darauf konzertieren, dass sie die Geräte bedienen können. Dadurch sind sie stark mit sich selbst beschäftigt und nehmen weniger wahr, was um sie herum geschieht.
Erfahrene Feuerwehrleute hingegen erledigen ihre Kernaufgaben automatisch, sie müssen nicht mehr darüber nachdenken, wie sie ein Arbeitsgerät bedienen, sondern können sich zusätzlich auf die Umgebung und potenzielle Gefahren achten und entsprechend reagieren und so vielleicht Unfällen vorbeugen. Sie sind sich der Situation bewusst.
9 Tipps gegen Ablenkung im Büro
Ablenkung kann helfen, aus der Monotonie auszubrechen und wieder aktiviert zu werden. Es können bewusst Abweichungen in einen Ablauf eingebaut werden, damit die Mitarbeitenden aufmerksam sein müssen und sich nicht daran gewöhnen, dass sie nie eine Abweichung finden. Via QR-Code gelangst Du zum vollständigen Artikel.
Tipp 1: Vermeide Multitasking
Die Versuchung, Mail, Handy und News permanent im Blick zu haben ist gross. Setze den Fokus auf eine Sache und mache eins nach dem anderen anstatt alles gleichzeitig.
Tipp 2: Verzichte auf ständige Erreichbarkeit
Schalte Benachrichtigungen aus und plane Zeitfenster ein, um Mails anzuschauen, zu telefonieren oder auf Nachrichten zu antworten.
Tipp 3: Blockiere Internetseiten
Blockiere Newsseiten, um Dich zu weniger Medienkonsum zu zwingen.
Gehe lästige Aufgaben direkt in den ersten 10 Minuten an und bleibe wirklich 10 Minuten dran. Die erste Hürde ist dann genommen und es fällt Dir leichter, die Aufgabe zu beenden.
Tipp 5: Nutze To-do-Listen
Überlege Dir bei Dauerstress, was Du wirklich machen musst, und schreibe Dir eine Liste. Überprüfe die Liste im Laufe des Tages.
Tipp 6: Probiere die Zwei-Minuten-Regel
Manchmal ist es hilfreich, Kleinigkeiten, also alles, was sich in Zwei-Minuten erledigen lässt, schnell zu erledigen. Du läufst allerdings auch Gefahr, dadurch die Aufgaben liegen zu lassen, die etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Dann hilft es, Zeitfenster für das Abarbeiten von «kleinen» Aufgaben zu definieren.
Tipp 7: Übe die Pomodoro-Technik
Stell Dir einen Wecker auf 25 Minuten und konzentriere Dich in dieser Zeit ausschliesslich auf das Thema, das Du Dir vorgenommen hat. Das ist Ausdauertraining für Deine Konzentration.
Tipp 8: Nimm Ablenkung bewusst wahr
Nimm bewusst war, was Dich abgelenkt und gehe dann dagegen vor.
Tipp 9: Schaffe eine reizarme Umgebung
Lukas empfiehlt hier Kopfhörer, denn durch das Tragen von Kopfhörern sendet man das Signal: «Ich möchte Ruhe.»
So beruhigen sich Navy Seals
Manchmal ist es überlebenswichtig, sich zu beruhigen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Hier der Tipp der Navy Seals:
Bewusst 4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden die Luft anhalten, 4 Sekunden ausatmen und wieder 4 Sekunden die Luft anhalten. Diesen Ablauf ein paarmal wiederholen. Durch den leichten Sauerstoffentzug lässt Nervosität und Anspannung nach. Man kann sich fragen: «Wo stehe ich gerade, worauf muss ich achten und was ist wichtig?». So schafft man Situationsbewusstsein.
Was tun gegen schlechte Routinen?
Wir neigen dazu, Dinge, die jeden Tag gleich ablaufen, für ungefährlich zu halten. Aus Routineabläufen können also Unfälle entstehen.
Dagegen hilft:
- Mache Dir automatisierte Mechanismen bewusst
- Bekämpfe Betriebsblindheit
- Vorgesetzte müssen wissen, wie ihre Mitarbeitenden arbeiten. Indem sie ihnen zuschauen und mit ihnen sprechen, sollten sie die Abläufe kennenlernen und verstehen. Nur so können sie potenzielle Gefahren erkennen und vorbeugen.
Die Macht der Routine sollte nicht unterschätzt werden. Eine alte Angewohnheit ersatzlos aus dem Tagesablauf zu streichen, kann schwierig sein. Besser ist es darum, die alte Gewohnheit durch etwas Neues zu ersetzen. Wenn man beispielsweise aufhört zu rauchen, kann es helfen, die Pausen an der frischen Luft weiterhin zu machen und statt der Zigarette zu rauchen dabei Obst zu essen.
Gewohnheiten, die der Sicherheit dienen, sogenannte «Gestes métiers», sind zum Beispiel:
- Seitenblick beim Überholen.
- Autotür mit der rechten Hand öffnen, damit man sieht was von hinten kommt.
- «Rad steht - Kind geht». Kinder lernen, erst die Strasse zu überqueren, wenn das Rad des Fahrzeugs vor dem Zebrastreifen wirklich stillsteht.
- Vor einer Treppe kurz innehalten. Lukas selbst versucht, vor dem Betreten einer Treppe das Smartphone wegzupacken. Und wenn er es vergisst, ist er froh, wenn seine Teamkollegen im SBB-Gebäude ihn daran erinnern. Schliesslich ist man nur glaubwürdig, wenn man mit gutem Beispiel vorangeht.
Fazit
- Ablenkung droht (fast) immer und überall.
- Erfahrung schafft Routine, gleichzeitig steigt aber die Gefahr von Unaufmerksamkeit.
- Ablenkung ist oft schlecht für die Sicherheit. Routine ist oft gut für die Sicherheit – es gibt aber grosse «Aufpassfelder».
- Je besser wir die Thematik kennen, desto besser können wir damit umgehen. Denke an das Situationsbewusstein!
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Haben wir Dich neugierig gemacht? Möchtest Du noch mehr wissen? Nachfolgend haben wir ein paar Weiterbildungen für Dich zusammengestellt: